Großer Staatspreis für Furrer

Auszeichnung. Der Komponist und Dirigent Beat Furrer, ein gebürtiger Schweizer, wird für seinen „unverwechselbaren Stil“ geehrt.

Erstmals seit 2010 – damals wurde Olga Neuwirth ausgezeichnet – erhält heuer wieder ein Musiker den Großen Österreichischen Staatspreis, die höchste künstlerische Auszeichnung der Republik: der Dirigent und Komponist Beat Furrer. Er wurde 1954 in Schaffhausen (Schweiz) geboren, übersiedelte 1975 nach Wien, wo er Komposition studierte. 1985 gründete er zusammen mit Bruno Liberda das Klangforum Wien, dessen künstlerischer Leiter er bis 1992 war.

Seit 1991 ist Furrer Professor für Komposition an der Kunstuniversität Graz, seit 2006 Gastprofessor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung wird er im Herbst entgegennehmen.

Die Entscheidung des Kunstsenats, der aus Staatspreisträgern besteht, wirkt durchaus programmatisch, denn Furrer ist ein kompromissloser Künstler, der sich nie den herrschenden Modeströmungen angebiedert hat. Der Senat spricht in der Begründung ausdrücklich von Furrers „unverwechselbarem Stil“, der geprägt sei „von der menschlichen Stimme und der Wechselbeziehung von Klang, Sprache und Optik, auf Basis anspruchsvoller Texte“.

Damit spielt das Gremium auf die Musiktheaterarbeiten des Komponisten an, der wie kein Zweiter die ästhetischen Vorstellungen seines Lehrmeisters, Roman Haubenstock-Ramati, ins 21. Jahrhundert zu transferieren versucht. Haubenstock-Ramati führte nach 1945 das Erbe der sogenannten Wiener Schule weiter und suchte nach neuen Wegen für die Klangerzeugung, die sich freilich nicht in Anlehnung an althergebrachte Formenwelten, sondern in entsprechend innovatorischen „architektonischen“ Überlegungen spiegeln sollten.

Die Tendenzen der sogenannten Polystilistik und der Postmoderne liefen diesen Anschauungen zuwider. Furrer hat sich solchen Versuchungen stets entzogen und strebt nach dem sprichwörtlichen „fernen Klang“. Seine immer neuen Versuche, Vokal- und Instrumentalmusik zu verschmelzen, sprengen auch den klassischen Konzert- oder Opernbetrieb. Formale Neuheit macht auch vor der szenischen Umsetzung nicht halt. Insofern sind Furrers Bühnenwerke „Die Blinden“, „Narcissus“, „Wüstenbuch“ und „Begehren“ nicht der Operngeschichte zuzuschlagen – oder wenn, dann im Sinn einer völligen Neuorientierung. (APA/sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2014)

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