Konzerthaus: Kirchenmusik von Weltklasse

John Eliot Gardiner
John Eliot Gardiner(c) APA/EPA/PEDRO PUENTE HOYOS (PEDRO PUENTE HOYOS)
  • Drucken

Der Monteverdi Choir feierte unter seinem Gründer und Leiter, John Eliot Gardiner, seinen 50. Geburtstag jetzt auch in Wien.

Es gibt Chöre. Und es gibt den Monteverdi Choir. Dieser besteht seit 1964 und wurde von John Eliot Gardiner ins Leben gerufen. Seine Leistungen sind auf zahlreichen Aufnahmen nachzuhören, er wurde vielfach ausgezeichnet, vom „Grammophone Magazine“ zum weltbesten Chor gewählt. Nach seinem Auftritt im Konzerthaus kann man sich solch einem Urteil nur herzlich gern anschließen: Mit barocker Kirchenmusik von Bach, Domenico Scarlatti und Händel zeigte er seine ganzen Möglichkeiten, geleitet von John Eliot Gardiner, im Verein mit dessen nicht weniger famosem Instrumentalensemble, den English Baroque Soloists.

Früher Bach hat den Anfang gemacht: seine Choralkantate „Christ lag in Todesbanden“ BWV4, die vermutlich um 1708 komponiert worden ist und hörbar aus der Tradition der Vergangenheit kommt, aber genauso in die Zukunft weist. Ein Heimspiel für Gardiner und seine Musiker, die mit ihrer Bach-Pilgerreise, die sie mit allen Kantaten im Jahr 2000 quer um die Welt geführt hat, Wegweisendes geleistet haben. Beeindruckend der Klang, den gerade einmal 30 Sänger produzieren können, ebenso wie die Homogenität, die sich besonders schön in den chorisch gesungenen Arien und Duetten zeigte. Schließlich die stupende Fähigkeit zu feinster Differenzierung, etwa in Scarlattis „Stabat Mater“, einem sogartig sich bis zu den finalen „Amen“-Rufen zuspitzendes Geflecht für zehn Stimmen und Basso continuo.

Solisten aus den Reihen des Chors glänzen auch im Schlussstück: Händels „Dixit Dominus“, großes katholisches Klangtheater aus dem barocken Rom. Erneut förderte Gardiner die dramatische Kraft und Intensität vor allem aus dem Gesang, während er seine English Baroque Soloists zu feinnervig akzentuiertem, aber immer geschmeidig folgendem Spiel animierte. Zwei engelsschöne Soprane sorgten dann im dramatischen Getriebe mit ihrem Zwiegesang im „De torrente in via bibet“ bei der Zugabe für einen meditativen Ruhehöhepunkt, mit dem die bejubelten Musiker sich auch verabschiedeten. (mus)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.