Mit Bartók für New York gerüstet

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Die Wiener Philharmoniker und Franz Welser-Möst präsentierten das erste ihrer kommenden New Yorker Programme im Musikverein.

Es ist gute Tradition, dass die Wiener Philharmoniker ihre in der Regel drei Programme, die sie für ihre Konzerte in der New Yorker Carnegie Hall erarbeiten, vorweg ihrem Wiener Publikum vorstellen. Meist – wie auch diesmal – im Rahmen von Konzerten der Gesellschaft der Musikfreunde sowie in ihrer philharmonischen Konzertreihe.

Diesmal reisen sie mit Franz Welser-Möst. Auch einen Solisten bringen sie für ihre diesjährige New Yorker Residenz mit, Rudolf Buchbinder, der sich dafür eines seiner Leibkonzerte ausgesucht hat: das d-Moll-Klavierkonzert von Johannes Brahms. Ein Werk von symphonischem Zuschnitt, das dennoch den Solisten nie zu kurz kommen lässt. Zudem ein Stück, das den Virtuosen fordert, noch mehr aber den Musiker. Vor allem, wenn man – wie an diesem Abend im Goldenen Saal – auf das hier so wesentliche Miteinander von Orchester und Solist Wert legt. Dann werden nicht erst im Mittelsatz, mit dem Brahms seiner Clara Schumann ein inniges Porträt quasi „gemalt“ hat, die zahlreichen kammermusikalischen Züge dieses mit einem heftigen Paukenwirbel anhebenden d-Moll-Konzerts unmissverständlich deutlich.

Buchbinders Brahms-Erfahrung

Ganz in diesem Spannungsfeld von wuchtig auftrumpfender Dramatik und sanftem Lyrismus erklang dieses Opus 15 an diesem Abend. Franz Welser-Möst führte akkurat das Orchester, setzte auf klare Linien und in sich stimmige Tempi. Stets gab er den Solisten im Orchester Raum für ihre virtuosen Einwürfe, und war Rudolf Buchbinder, der seine jahrelange Brahms-Erfahrung souverän ausspielen konnte, sich mehr auf die Konturen als die Farben dieses Konzerts konzentrierte, ein idealer Partner.

Weil Reisen immer auch eine Möglichkeit sind, Werke aufzuführen, die man mit einem Klangkörper besonders in Beziehung setzt, haben die Philharmoniker auch einen Schubert im Gepäck: seine „Unvollendete“. Auch um zu zeigen, wie falsch so manches Klischee ist, das diesem Wiener Klassiker immer noch anhaftet. Konzentriert man sich, wie es Welser-Möst mit den blendend gelaunten Musikern vorzeigte, auf das melodische Lineament dieser h-Moll-Symphonie und legt den Fokus auf ihre weit in die Zukunft reichenden Harmonien, dann bleibt weder für zerdehnte Tempi noch falsches Sentiment Platz. Den brillanten Schlusspunkt setzte eine so selbstverständlich brillant und transparent musizierte Suite aus Bartóks „Der wunderbare Mandarin“, dass man meinte, dieses Stück zähle zum ständigen Repertoire des Orchesters. Ein besonderes Verdienst des Dirigenten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2017)

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