Frühlingserwachen nach Noten

(c) Clemens Fabry
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Nikolaj Znaider und Piotr Anderszewski auf Tour: Musik des Aufbruchs, nicht nur nach den aktuellen Kalenderdaten gemessen.

Auf dem Tourplan stand am Donnerstag das Salzburger Mozarteum, Samstagabend folgte der Wiener Musikverein. Im Gepäck haben die beiden Musiker Nikolai Znaider und Piotr Anderszewski Anton Webern und Sonaten von Leoš Janáček, Robert Schumann und passend zur neuen Jahreszeit Beethovens „Frühlingssonate“ (op. 24).

Janáčeks einzige erhaltene Sonate für Violine und Klavier entstand 1914 aus Freude über den Vormarsch der russischen Truppen. Auch wenn das Hochgefühl der patriotischen Seele nicht von langer Dauer gewesen sein konnte, ist der slawische Nationalstolz vernehmbar, der den Charakter der Sonate prägt. Schon im ersten Satz „Con moto“ dehnte Znaider im „tempo rubato“ die Pausen und modellierte die Phrasen präzise. Sein vom Fortissimo bis ins Gehauchte gehendes Vibrato ließ seinem Duopartner Anderszewski ausreichend Raum, sodass die gläsernen Klänge der zwischen großen und kleinen Terzen wechselnden Begleitung des Klaviers im zweiten Satz hervortreten konnten. Noch weniger vertraut als Janáčeks selten gespieltes Werk sind dem Wiener Publikum wohl Weberns „Vier Stücke für Geige und Klavier op. 7“. Offenbar vertraute man dem zarten Applausansatz und Znaiders bekräftigendem Kopfnicken danach nicht ganz und verzichtete so kollektiv auf Beifall. Vielleicht lag es schlicht doch an den immer noch im tiefsten Sinn moderneren Klängen Weberns, die weder vor zartem Flageolett noch gleichzeitig gezupften und gestrichenen Tönen haltmachen.

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