Jüdischer Weltkongress warnt Gurlitts Erben

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Cornelius Gurlitt vermachte seine umstrittene Kunstsammlung dem Berner Museum. Bei Annahme drohe dem Musem jedoch eine Prozesslawine, warnte nun der Präsident des Jüdischen Weltkongresses.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, hat das Kunstmuseum Bern davor gewarnt, den Nachlass des Anfang Mai verstorbenen Kunst-Erben Cornelius Gurlitt voreilig anzunehmen. Ließe sich das Museum auf dieses Erbe ein, "wird es die Büchse der Pandora öffnen und eine Lawine von Prozessen auslösen", sagte Lauder dem "Spiegel".

Gurlitt hatte seine komplette Gemäldesammlung dem Kunstmuseum in Bern vermacht. Es will demnächst verkünden, ob es das Erbe annimmt. Die Sammlung sorgt seit Monaten für Aufregung. Die Bilder stammen aus dem Erbe seines Vaters, dem 1956 verstorbenen Kunstsammler und früheren Museumsdirektor Hildebrand Gurlitt, der während der NS-Zeit eine riesige Sammlung erworben hatte, zum Teil aus dem Besitz jüdischer Bürger.

Verdacht auf NS-Raubkunst

Sein Sohn hatte die Kunstwerke lange vor der Öffentlichkeit verborgen, erst im Februar 2012 entdeckten Ermittler in seiner Münchner Wohnung mehr als 1.200 Gemälde, darunter Werke von Chagall und Matisse. Hunderte weitere Bilder befanden sich in seinem Salzburger Haus. Mehrere hundert Bilder stehen aber im Verdacht, NS-Raubkunst zu sein. Gurlitt hatte kurz vor seinem Tod mit der bayerischen Landesregierung und der Bundesregierung eine Einigung getroffen, die vorsieht, dass die Besitzverhältnisse seiner Bilder geklärt und im Fall von Raubkunst faire Lösungen mit den rechtmäßigen Besitzern getroffen werden.

Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bestätigte, dass Berlin noch mit dem Museum in Bern verhandle. Dieses bekenne sich zu der von Gurlitt zugesicherten Aufarbeitung und auch zur Restitution von Raubkunst. "Ich bin überzeugt, wir werden zu einer guten und vernünftigen Lösung kommen", sagte sie dem "Spiegel".

Lauder forderte die Deutschen insgesamt zu mehr Engagement bei der Erforschung von Raubkunst auf, auch von solcher, die sich nach wie vor in den Museen befinde. Auch die Gesetzgebung müsse sich entsprechend ändern: "Die Amerikaner glauben, dass sich die deutschen Museen hinter der deutschen Gesetzeslage, die sie zu nichts zwingt, verschanzen", sagte er.

Kritik möglicher Erben

Kritik am Vorgehen der deutschen Behörden äußerten auch mögliche Erben im Magazin "Focus". Die Anwältin Sabine Rudolph, die die Nachkommen des jüdischen Sammlers Fritz Glaser vertritt, nannte die Arbeit der eingesetzten Taskforce als "desaströs". Bis heute würden ihr wichtige Unterlagen verweigert. Der New Yorker David Toren, dessen Anspruch auf ein Liebermann-Gemälde bestätigt sei, hat in den USA bereits zum zweiten Mal Klage gegen die Bundesrepublik und den Freistaat Bayern eingebracht.

Laut Taskforce-Leiterin Ingeborg Berggreen-Merkel ist bisher ein Drittel des Kunstfundes "in Bezug auf Raubkunstverdacht" bearbeitet. Die Schnelligkeit dürfe jedoch nicht zulasten der Gründlichkeit gehen. Laut dem Münchner Amtsgericht hat sich in der Zwischenzeit kein Verwandter Gurlitts gemeldet, der das Testament des Sammlers anfechten wolle.

(APA/AFP)

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