Ibsen-Preis: Peter Handke spendet Preisgeld für Kosovo

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In Norwegen protestierten Bosnier und Albaner gegen den Preisträger. Handke wurde wegen dessen politischen Engagements für Serbien heftig kritisiert.

Der diesjährige Träger des Internationalen Ibsen-Preises, Peter Handke, hat auf die Proteste von Bosniern und Albanern gegen die Zuerkennung der Auszeichnung  reagiert. Er wolle einen Teil der 2,5 Millionen Kronen (rund 300.000 Euro) für ein Kinderschwimmbecken im Kosovo spenden, teilte Handke am Montag in Skien mit. Den Rest wolle er Norwegen und seinem Volk zurückgeben.

"Der Empfang (durch die lauten Proteste von in Norwegen lebenden Bosniern und Albanern, Anm.) ist ihm nahe gegangen", zitierte der Norwegische Rundfunk den Vorsitzenden der Ibsen-Preis-Jury, Per Boye Hansen. "Er wollte nicht auf den Preis verzichten".

Die Sprecherin der Veranstalter, Anne Berentsen konkretisierte, Handke habe den Preis als Reaktion auf die Proteste demonstrativ trotzdem akzeptiert. Es sei Handke vielmehr darum gegangen zu zeigen, dass er keinerlei persönlichen Nutzen aus dem Geld ziehen wolle. Wie viel genau das Schwimmbecken kosten werde, wisse er noch nicht, daher könne er auch keine genaue Summe nennen. Der Rest gehe jedoch an den norwegischen Staat zurück, so Berentsen.

In Norwegen war die Zuerkennung des Theaterpreises an Handke wegen dessen politischen Engagements für Serbien vorab heftig kritisiert worden. In seiner am Montagvormittag gehaltenen Dankesrede im Ibsen-Geburtsort Skien hatte Handke dagegen auf politische Aussagen verzichtet. Stattdessen las der bald 72-jährige Literat in Ibsens Geburtsort Skien eine zum Anlass geschriebene Fantasie auf den Namenspatron der Auszeichnung, den norwegischen Nationaldichter Henrik Ibsen (1828-1906) vor.

Ibsen-Preisrede von Peter Handke

Handke bescheinigte Ibsen in dem rund 20-minütigen Text Ibsen anti-dramatische, epische Klarheit" und ein "beängstigendes Genie, das sein Leben dämonisiert hat". Er selbst teile diese Eigenschaft nicht, begreife sie aber. Die Gemeinsamkeiten zwischen dem Dramatiker Ibsen und sich selbst suchte der österreichische Preisträger viel mehr in Ibsens Eigenschaft "über sich Gerichtstag zu halten".

Ein Unterschied bestehe jedoch darin, dass der Norweger in seiner Literatur oft ein rasches Todesurteil über seine Helden gefällt habe, während er selbst eher zum Freispruch neige. In einem humorigen Exkurs versuchte Handke die Gemeinsamkeiten mit Ibsen in demonstrativer Demut überhaupt auf eine "ähnliche Wäschenummer" zu reduzieren.

Kritik übte Handke an der zeitgenössischen Literatur, die er als "Abart des Journalismus und des Expertentums" brandmarkte. Bei Ibsen gebe es dagegen "trotz seiner Apothekerlehre keinerlei nach Rezept hergestellte Sätze", sondern vielmehr "freie, ungeplante Gliederungen eines Ausrufs oder gar Aufschreis".

"Am Rand der Erschöpfung reden wir alle in Hauptsätzen", lautete am Montag der Handke'sche Refrain in seiner an Henrik Ibsen gerichteten Dankesfantasie. Das "Regieren in Hauptsätzen" sei jedoch zumindest für ihn ein Hindernis

Obwohl Handke körperlich tatsächlich ein wenig erschöpft wirkte - er entschuldigte sich vor Beginn seiner auf Deutsch gelesenen Dankesrede auf Englisch dafür, dass er im Sitzen las und begründete dies u.a. mit angeborenen Herzproblemen - gab er sich geistig und literarisch kämpferisch: "Das letzte Epos steht noch bevor."

(APA)

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