„Das wissen wir schon“: Kampflos (un)glücklich

(c) Hanser Berlin
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Noemi Schneider hat mit „Das wissen wir schon“ einen pointierten Roman über Glück im Leben und Kontroversen zwischen Mutter und Tochter geschrieben.

Die Ich-Erzählerin in „Das wissen wir schon“ ist eine mäßig erfolgreiche Filmemacherin, wohnt in einem ansprechenden Appartement in einer deutschen Stadt, führt mit ihren Wohnungsnachbarn Fini und Amadeus eine enge Gesprächsbeziehung, besucht hin und wieder ihren Lover in einem fernen Land und arbeitet nebenher in einem Supermarkt ohne Verpackungen.

Alles gut also? Natürlich nicht. Sie kann ihren Platz in der Welt nicht so richtig finden, einer Welt, in der alles erhältlich ist und so vieles bedeutungslos. „Du machst doch auch, was dir Spaß macht, und du reist in der Welt rum und bist frei“, beschwört sie eine Freundin. „Ich würde gerne irgendwo ankommen“, antwortete die Erzählerin. „Aber ich weiß nicht, wie das geht.“

Ein Lebensziel, etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnen würde, ist nicht in Aussicht. Auch ihre Mutter, eine etwas selbstgerechte Frau der großen Gesten, kann ihr kein Vorbild sein. Sie, die unverbesserliche Helferin, hat mehrere Flüchtlinge in ihrem Haus aufgenommen; für die Tochter ist dort jetzt kein Platz.

Noemi Schneider, deren Regiekenntnisse man an der szenischen Struktur und den spritzigen Dialogen in diesem Buch spürt, bringt Generationendebatten und das Dilemma der jungen europäischen Städter auf den Punkt: Wie soll man leben, wenn weder Konformismus noch Kampf Optionen sind? Rezepte gibt es keine. Momente des Glücks schon. som

Noemi Schneider: „Das wissen wir schon“, Hanser Berlin, 190 Seiten, 18,50 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2017)

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