"Unsinn": Peymann übt heftige Kritik an Burgtheater-Ausschreibung

Reuters
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Für den Direktor des Berliner Ensembles und ehemaligen Burgtheater-Direktor ist die Ausschreibung "ein Meisterstück des sprachlichen und gedanklichen Unsinns".

In einem Offenen Brief an Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) übt der frühere Burgtheater-Direktor Claus Peymann heftige Kritik am Ausschreibungstext für die Direktion des größten Theaters des Landes. Für den Direktor des Berliner Ensembles (BE) ist die Ausschreibung "ein Meisterstück des sprachlichen und gedanklichen Unsinns", wie es in dem der APA vorliegenden Schreiben heißt.

"Ach, wie sehr fehlen uns Johann Nestroy, Karl Kraus und Thomas Bernhard, um Ihnen und den Denkern und Strategen der Bundestheater-Holding dafür eine tüchtige Watschn zu verpassen!", so Peymann weiter. Im am Mittwoch veröffentlichten Aufgabenprofil für die am 1. September 2019 beginnende Leitung des Burgtheaters wird etwa festgehalten, dass der internationale Stellenwert "im Vergleich zu anderen führenden europäischen Theatern zu erhalten und auszubauen" ist. Der Spielplan soll demnach sowohl "die Begegnung mit zeitgenössischer Literatur ebenso wie mit der klassischen Weltliteratur" ermöglichen, "für neueste Erscheinungsformen des Theaterlebens" offen sein, "wobei auch eine gezielte Förderung kultureller Produktionen österreichischen Ursprungs erfolgen soll".

Von Bewerbern wird in der Ausschreibung die Kenntnis der Theaterszene ebenso verlangt wie die Befähigung zur Vorgabe künstlerischer sowie wirtschaftlicher Zielsetzungen, die Erfahrung in der Führung und im Umgang mit Mitarbeitern ebenso wie Verhandlungserfahrung. Auch wird auf die Erschließung von Drittmitteln explizit Wert gelegt.

Das Burgtheater sei aber "kein Wasserwerk und weder die Bank Austria noch die öbb. Und die Burg braucht keinen Prokuristen an der Spitze, auch keinen Manager - sie braucht einen Künstler: Kunst, Kunst, Kunst", schreibt Peymann. "Falls sich tatsächlich jemand findet, der Ihre Ausschreibung ernstnimmt, kann es nur ein Irrer sein", so der streitbare Regisseur und Theatermanager, der das Burgtheater von 1986 bis 1999 leitete. Angesichts der nunmehrigen Ausschreibung "wäre ich nie Burgtheaterdirektor geworden - geschweige denn, es 13 Jahre lang geblieben", schließt Peymann seinen Offenen Brief.

(APA)

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