Salzburger Festspiele: Bundespräsident mahnt zur Hilfe in Not

EROeFFNUNG SALZBURGER FESTSPIELE 2015: BP FISCHER / JOHANNIS
EROeFFNUNG SALZBURGER FESTSPIELE 2015: BP FISCHER / JOHANNISAPA/BARBARA GINDL
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Man müsse nicht Unmögliches verlangen, aber wir müssen uns selbst in den Spiegel schauen können, sagte Heinz Fischer in seiner Eröffnungsrede.

Die 95. Salzburger Festspiele sind eröffnet. Beim Festakt in der Felsenreitschule heute, Sonntag, Vormittag, nutzte Bundespräsident Heinz Fischer seine Eröffnungsworte für eine Ermahnung zur Hilfe für Menschen in Not. Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) rief zu weniger Furcht vor dem Fremden auf. Festredner Rüdiger Safranski philosophierte und politisierte zum Thema Zeit.

Viel Prominenz

Für politische Prominenz war reichlich gesorgt: Als Gäste Fischers waren der rumänische Präsident Klaus Iohannis und seine Gattin Carmen im Publikum, die Bundesregierung war mit gleich fünf Ministern vertreten. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler begrüßte am "Kraftort Salzburg" zu 45 Tagen mit 188 Veranstaltungen an 14 Spielstätten. Einer der heurigen Schwerpunkte gilt Kurt Weill - Musikstücke aus seiner Feder umrahmten auch die offizielle Eröffnung. Es musizierte das Mozarteumorchester Salzburg unter Weill-Spezialist HK Gruber.

Die Brücke von der Kunst zur Humanität und von der Humanität zur aktuellen Flüchtlingskrise war gleich mehrmals geschlagen. "Worauf gerade Österreich und Europa jahrzehntelang stolz sein konnte, dass hier nämlich Menschen in Not jederzeit Hilfe bekommen haben, ist heute nicht mehr so selbstverständlich - und ist vielleicht auch schwieriger geworden", bedauerte Fischer.

"Kunst und Kultur als Arznei"

Haslauer leitete das Thema über drei Festspiel-Opern, "Die Eroberung von Mexico", "Norma" und "Iphigenie en Tauride" ein. Gemeinsam sei ihnen ein Motiv, "das zu allen Zeiten Faszination und Angst, Chance und Bedrohung in sich birgt: Die Begegnung mit dem Fremden und dem Mechanismus von dessen Zerstörung". Von dieser alten Angst, "vor dem Anderssein, der anderen Sprache, der anderen Kultur, vor dem uneingeladenen Eindringen in unsere geordnete, festgefügte Welt" spannte auch er einen Bogen zur aktuellen Flüchtlingsthematik.

Auch Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) würdigte Kunst und Kultur als "Arznei" gegen eine "globalisiert-digitalisierte Hyperventilation" und als Hilfe, um etwa "Demagogen von seriösen Analytikern zu unterscheiden", oder "die Grenzen zwischen Menschlichkeit und Unmenschlichkeit" aufzuzeigen, "noch bevor diese für jeden offensichtlich geworden sind".

Safranski plädierte für neue "Bewirtschaftung der Zeit"

Festspiel-Eröffnungsredner Rüdiger Safranksi hielt ein Plädoyer für eine "Revolution des Zeitregimes". Der deutsche Schriftsteller, Philosoph und Literaturwissenschafter sinnierte anhand des "Rosenkavalier" über Entschwinden und Zerfließen aller Zustände und wünschte sich eine politische Machtentscheidung für eine neue "Vergesellschaftung und Bewirtschaftung der Zeit".

"Sobald wir, wie die Marschallin, auf die Zeit achten, merken wir, wie diese gegenwärtig erlebte Wirklichkeit sich unablässig in die Vergangenheit auflöst und verschwindet." Weil aber "unaufhörlich die Dinge und Menschen in die Vergangenheit entschwinden, gibt es so unendlich vieles, für das man selbst jeweils der einzige und vor allem der letzte Zeuge ist und wenn die Zeugen verschwinden, stürzt das einst Wirkliche vollkommen ins Unwirkliche. Es ist dann so, als wäre es nie gewesen."

(APA)

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