Verbena bonariensis: Wanderer durch den Garten

(c) Ute Woltron
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Das Patagonische Eisenkraut tüpfelt blaue Akzente in den Herbstgarten, allerdings kaum je dort, wo man es vermuten würde, denn die Pflanze sucht sich ihren Standort am liebsten selbst aus.

Es gibt Pflanzen, die sind kaum zähmbar, wie etwa das Patagonische Eisenkraut. Das tut prinzipiell, was es will. Es wächst, wo es will. Es will nicht immer und nicht überall. Umso erfreulicher ist sein unverhoffter Anblick, wenn es sich dazu entschlossen hat, an meist unmöglicher Stelle aufzutauchen wie ein gelassener Wanderer durch den Garten, der sich jedes Jahr sorgfältig sein Lieblingsplätzchen aussucht.

Über den Sommer ist es dort, wo es sich behaglich eingenistet hat, ordentlich in die Höhe geschossen und bereichert jetzt den Herbstgarten wochenlang mit kleinen, doch weithin leuchtenden blau-lila Blüten, die auf bis zu einem Meter hohen blattlosen Stielen sitzen. Überhaupt – dieser Herbst ist bunter denn je. War der Sommergarten trocken-dürr und daher von eher bräunlich-raschelnder Natur, so bricht dem Herbstgarten die Farbe sozusagen endlich aus allen Poren.

Alles, was noch Kraft in Wurzel und Rhizom hat, transportiert die Energie in Blütenknospen und explodiert sicherheitshalber noch schnell, bevor der Frost über Nacht sein finalisierendes Werk tut: Dahlien, Phloxe und Sonnenhüte raffen sich zu fulminanten Endspurts auf. Herbstblüher wie Herbstanemonen, Astern und Chrysanthemen tun ebenfalls das Ihre dazu und ergehen sich im Farbenrausch.

Dazwischen leuchten, wie eingangs erwähnt, die blauen Blütenbüschel der Verbena bonariensis, so der botanische Name des Patagonischen Eisenkrauts. Speziell zwischen anderen Pflanzen macht sich die mehrjährige, doch selten langlebige Staude ausgezeichnet, weil sie bizarre und nach allen Richtungen starrende Stiele treibt, an deren Spitzen eben diese Blütenrüschen sitzen. Im Staudenbeet, in Graslandschaften, in wilden Gartenzonen schaut das scheinbar schwebende, in die Komposition geworfene Blütengetüpfel immer toll aus.

Auf Ordnung pfeifen. Wer allerdings verlässliche Staudenpflanzen schätzt, die im Herbst einziehen und im Folgejahr brav an Ort und Stelle wieder austreiben, wird am hochgewachsenen Eisenkraut ziemlich sicher verzweifeln. Das pfeift auf Ordnung, denn es ist hierzulande nicht immer winterhart. Bei Temperaturen unter minus zehn Grad und in feuchten Wintern segnet es das Zeitliche.

Meist hat es jedoch im Vorjahr Samen ausgebildet und in großem Radius ausgestreut oder von Wind und Tieren vertragen lassen. Die neuen Verbenenpflänzchen tauchen mit Sicherheit jedoch nur an Stellen auf, die ihnen behagen, also an Orten, wo es trocken, karg, sonnig, nie staunass ist, zwischen Steinen und auf Kiesflächen.

Perfekte Partner sind besagte Herbstanemonen und Gräser, wie etwa das kaum ums Eck zu bringende und zu jeder Jahreszeit fantastisch schöne Lampenputzergras in all seinen hellen und dunklen, hohen und niedrigen Spielformen. Das ist übrigens ein vergleichsweise verlässlicher Partner im Garten. Es wandert nicht herum, kriegt höchstens Nachwuchs, bleibt selbst aber immer schön am Platz.

Die Wiener Gärtner haben – das muss einmal erwähnt werden – nicht nur in den äußerst sehenswerten Verkehrsinseln des Pratersterns und der Praterstraße experimentelle Bepflanzungen mit oft ausdauernden Stauden vorgenommen. Sie haben auch die Rabatten des Schlickplatzes aufs Lieblichste mit Anemonen und Lampenputzergras bestückt. Derzeit ist das prachtvoll anzuschauen. Ein paar Patagonische Eisenkräuter darf man sich dazwischen noch vorstellen – vielleicht streut ja wer Samen für die kommende Saison aus.

Lexikon

Patagonisches Eisenkraut blüht ab Juli bis in den Oktober und ist für Leute, die gern experimentelle Blumensträuße binden, auch als langlebige Schnittblume empfehlenswert.

Aussaat. Sie erfolgt durch die Pflanze selbst oder im zeitigen Frühjahr über erworbene oder geschenkte Samen.

Pennisetum. Das Lampenputzergras wächst horstig und treibt je nach Sorte bis zu 30 Zentimeter lange Blütenstände, die vor allem in Frostzeiten magisch schön sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2015)

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