Collin Farell: "Ich glaube sogar an die Ehe"

Colin Farrell arrives for the British Independent Film Awards at the Old Billingsgate Market in London, Britain
Colin Farrell arrives for the British Independent Film Awards at the Old Billingsgate Market in London, BritainREUTERS
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Der irische Schauspieler Colin Farrell spricht über seinen neuen Film "The Lobster", über sein Leben als Single und über ungewöhnliche Rollen. Außerdem verrät er, warum er keine Blockbuster drehen muss.

Das Leben als Single ist unter allen Umständen zu vermeiden. Und wenn es dem Betroffenen nicht selbst gelingt, hilft die Gesellschaft eben nach. Diese dystopische Zukunftsvision entwirft „The Lobster“, in diesem Jahr der Film mit dem vermutlich trockensten Humor. Das starbesetzte Werk des Griechen Yorgos Lanthimos läuft seit Freitag exklusiv im Wiener Filmcasino. Lanthimos, mit „Dogtooth“ 2011 immerhin schon für den Auslands-Oscar nominiert, entwirft bei seinem englischsprachigen Debüt als Regisseur und Drehbuchautor eine kleine Welt, in der Alleinstehende eingefangen und in ein Hotel am Meer gesperrt werden.

Dort müssen sie binnen 45 Tagen einen Partner unter den Mitgefangenen finden. Wer dies nicht schafft, wird am Ende der Frist in ein Tier seiner Wahl verwandelt und in die Natur gejagt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht David (Colin Farrell), der sich zu Beginn seines erzwungenen Aufenthalts den titelgebenden Hummer aussucht.

Ihre Filmfigur hat sich für den Fall des Falles den Hummer ausgesucht. Für welches Tier hätten Sie sich persönlich entschieden?

Colin Farrell: Ich glaube, ich wäre am liebsten eine Möwe.

Warum? Würden Sie gern fliegen können?

Ja, ich habe schon als Kind davon geträumt. Außerdem sind Möwen keine Einzelgänger, aber auch keine Herdentiere. Sie fliegen im Schwarm, aber verbringen auch ganz gern einmal Zeit allein. Sie wirken auf mich, als ob sie alle einen recht individuellen Charakter hätten.


Im Film finden sich Lebenspartner über eine jeweils ganz bestimmte Eigenschaft, die beide teilen. Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Gemeinsamkeiten für eine Beziehung?

Ich würde jedenfalls nicht auch noch in jemand anderem nach Charakterzügen von mir selbst suchen. Ganz im Gegenteil: Mir selbst will ich ja eher entkommen (lacht). Nein, im Ernst: Ich glaube nicht, dass es mich besonders anturnen würde, wenn ich mich selbst in jemand anderem gespiegelt sehe.


Auch wenn das Singledasein in der Realität zum Glück nicht so vehement geahndet wird wie in „The Lobster“ – es gilt nicht immer als erstrebenswert. Sie selbst sind, zumindest offiziell, momentan auch gerade alleinstehend. Wie geht es Ihnen damit?

Ich spüre keinen Druck, diesen Zustand zu ändern. Mir geht es super als Single. Ich habe seit Jahren keine fixe Beziehung und habe keinerlei Probleme damit. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will das Alleinsein nicht glorifizieren. Ich glaube an die Liebe, ich glaube sogar an die Ehe. Ich glaube daran, dass die Menschen dafür gemacht sind, ihr Leben mit jemandem zu teilen. Andererseits ist die Ehe nicht die bevorzugte Lebensweise für alle Menschen, genauso wenig wie das Singledasein.


Für jeden gibt es einen anderen Idealzustand . . .

Genau. Und wenn man den erreicht, ist das wunderbar. Ich glaube jedenfalls nicht, dass es Regeln dafür geben sollte, in welchem Beziehungsstatus man sein muss. Die Conditio humana ist viel zu eklektisch, um sie in eine bestimmte Form pressen zu können. Dass ich Single bin, ist kein Statement oder dergleichen. Ich versuche ja nicht, einer Beziehung aus dem Weg zu gehen. Auch Regisseur Lanthimos wollte mit seinem Film keine Message gegen die Paarbeziehung abgeben. Er ist ja selbst sehr glücklich verheiratet.

Was haben Sie eigentlich gedacht, als Sie das Drehbuch zum ersten Mal gelesen haben? Es ist ja doch sehr ungewöhnlich.

Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich es beim ersten Mal verstanden habe (lacht). Es ist so anders als alles, was man schon gelesen hat, und es wehrt sich vehement dagegen, irgendwie kategorisiert zu werden. Und doch ist es messerscharf und klar und in sich total logisch. Ich war schon von Yorgos' letztem Film „Dogtooth“ schwer begeistert, ich wusste sofort, dass ich das machen möchte.


Suchen Sie heute aktiver nach ungewöhnlichen Rollen? Blockbuster haben Sie ja schon genug im Lebenslauf.

Nein, nicht wirklich. Aber ich suche bestimmt nach Rollen, die anders sind, als das, was ich kenne. Außergewöhnliche Projekte, die mich fordern.


Auch wenn man davon nicht reich wird?

Ach, dafür gibt es ja Werbung für Parfums (lacht).

Steckbrief

1976
wurde Colin Farrell in einem Vorort von Dublin geboren.

2000
gelang ihm der internationale Durchbruch in dem Low-Budget-Film „Tigerland“ von Regisseur Joel Schumacher. Es folgten weitere Erfolgsfilme wie „Minority Report“, „Nicht auflegen“, „Der Einsatz“ und „Miami Vice“. Derzeit ist er in zwei Filmen im Kino zu sehen – „Die Vorsehung“ und „The Lobster“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2016)

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