Mit drei Bällen gegen die Barrieren im Inneren

(c) EPA (Kim Ludbrook)
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Es soll ja Leute geben, die nehmen ihr Fahrrad auch auf Reisen mit, sogar auf solche mit dem Flugzeug.

Mir wären das Fahrrad und der Aufwand offen gestanden zu groß. Und ich habe eine wesentlich handlichere Alternative: drei kleine weiche Bälle mit körniger Füllung, mit denen ich – nun ja: zu jonglieren versuche.

Zugegeben, dieser Sport hat nichts mit Kraft zu tun und auch nicht mit Ausdauer, wie Radfahrer sie trainieren. Eher schon mit Geduld, vor allem mit sich selbst: Denn man hat mit inneren Barrieren irgendwo zwischen Gehirn und Muskulatur zu kämpfen, die schwerer zu überwinden sind als ein Hügel da und ein Bergerl dort.

Ich habe mich ein ganzes Semester lang damit abgemüht. Das Universitätssportinstitut Wien bietet immer dienstagabends Jonglierkurse an, in die sich auch Studierende längst vergangener Semester ganz einfach einschreiben können. Sie finden allerdings nicht, wie damals erlebt, im Hauptgebäude am Universitätsring statt, sondern im Schulschiff auf der Donau. Neben Bällen kann man sich auch an Keulen versuchen: schwieriger zu werfen, nicht leichter zu fangen. Trainer Martin Kriegler, ein IT-Dienstleistungsunternehmer und Sportpädagoge, der nebenbei – nicht nur am USI – derlei Kurse anbietet, ist zugleich ein guter Psychologe: Auch er, sagt er, habe lange gebraucht, und die, die langsam lernen, tun es dafür nachhaltig. Hätte ich doch nur einen Lernerfolg, dessen Nachhaltigkeit sich bewähren könnte!

Aber ich bemerke Fortschritte, genug, um die Bälle gerne auf Urlaub mitzunehmen. Es ist eine Art von Lernen, über das Frieder Beck in dem sehr lesenswerten Buch „Sport macht schlau“ schreibt, es schaffe neue Verschaltungen und Schaltkreise im Gehirn. Erst zwei Bälle nacheinander zwischen linker und rechter Hand wechseln lassen, dann den dritten dazu, dann den als ersten geworfenen wieder in die Luft bringen . . . Das heißt dann Kaskade. Und irgendwann kommt dann noch ein vierter Ball dazu. Wie, das ist verblüffend. Aber ein Jongleursgeheimnis, das ich hier nicht verraten darf.

E-Mails an:benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2015)

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