Wie viele Tote braucht's für ein „erhöhtes Unfallrisiko“?

Und jetzt? Kreuzung Arminenstraße/Erzherzog-Karl-Straße.
Und jetzt? Kreuzung Arminenstraße/Erzherzog-Karl-Straße.(c) Freitag
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Der kleine Blumenstrauß hätte sich ein fröhlicheres Umfeld verdient.

Und einen fröhlicheren Anlass als den, an Tod und Schmerz zu erinnern. Rosen, Gerbera, Schleierkraut an einem Donaustädter Bauzaun als Memento mori, das uns vor Fragen stellt, die nicht leicht zu beantworten sind. Beispielsweise: Wie viele Tote braucht's für ein „erhöhtes Unfallrisiko“?

Eineinviertel Jahre ist es her, dass ich an dieser Stelle über eine Verkehrssituation berichtet habe, die es gängiger Verkehrsteilnehmer-Vorstellung nach nicht geben dürfte. Schließlich nehmen wir gängigerweise an, eine Ampelanlage sollte nicht zuletzt dazu dienen, die Phasen freier Fahrt einander kreuzender Straßenzüge zu entflechten. Will sagen: Einmal wird dem einen Straßenzug freie Fahrt signalisiert, dann wieder dem kreuzenden anderen.

Kompliziert wird's, wo ein dritter Straßenzug daherkommt. Wie dort, wo die Arminenstraße die Erzherzog-Karl-Straße quert. Dort mündet auch die Industriestraße ins Verkehrsgeschehen, was sich mit einer getrennten Grünphase für Industriestraßennutzer leicht in den Griff kriegen ließe, allein: Das, so die amtliche Mitteilung vom vergangenen Jahr, würde den Verkehrsfluss zu sehr hemmen. Weshalb den einander querenden Zügen von Arminenstraße und Industriestraße gleichzeitig freie Fahrt signalisiert wird. Eine „ungewöhnliche Situation“, wie auch amtlicherseits bestätigt wird, die Augenzeugenberichten nach Tag für Tag allerlei mulmige Situationen zur Folge hat. Und mir selbst als Radfahrer fast die sehr unmittelbare Bekanntschaft mit einer Lkw-Front eingetragen hätte. Seither meide ich den Ort.

Von einem „erhöhten Unfallrisiko“ könne allerdings keine Rede sein, wurde mir schon ehedem amtlich beschieden. Vor zwei Wochen dann: „Zwei Fahrzeuge kollidierten in der Kreuzungsmitte und wurden aufgrund der Wucht des Aufpralls in eine Baustelle geschleudert“, so der Polizeibericht. Die Folge: zwei Totalschäden, drei Verletzte, einer davon schwer verletzt, eine Tote. Und jetzt? Was jetzt? Warten, bis der Nächste stirbt?

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2016)

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