Stau auf dem Wanderweg

Die Myrafälle: schön, aber (zu) gut besucht.
Die Myrafälle: schön, aber (zu) gut besucht.(c) Neuhauser
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Die Myrawasserfälle sind eine Touristenattraktion. Die Steinwandklamm ist ein ruhiger Ausgleich.

Haben Sie schon einmal von den Myrafällen gehört? Ich kannte sie bis vor Kurzem nicht. Dabei dürften diese Wasserfälle in Muggendorf im Bezirk Wiener Neustadt-Land so etwas wie das ländliche Pendant zum Schloß Schönbrunn oder zu Mozarts Geburtshaus sein. Ein Touristenmagnet. Das hat mir meine Wanderung entlang der Wasserfälle gezeigt.

Im Gänsemarsch arbeitete ich mich die Brücken und Stufen entlang der Wasserfälle empor. Millimeterarbeit. Denn da stampften Hunderte Wanderer knapp hintereinander hinauf – vereinzelt in Plateauschuhen und meist mit dem Smartphone in der Hand. Beides ist der Gehgeschwindigkeit nicht gerade zuträglich. Wobei die Schönheit der Wasserfälle durchaus kleine Verzögerungen wegen des Knipsens von Fotos rechtfertigt (den Beweis liefert das Bild unten). Selfies im Sekundentakt, wie sie die Wanderer vor mir machten, halte ich aber doch für etwas übertrieben. Die Pracht der Wasserfälle allein kann auch nicht der ausschlaggebende Grund für die große Zahl touristischer Besucher aus aller Welt sein. Ich vermutete großflächige Werbeeinschaltungen in Asien und dem arabischen Raum dahinter. Die journalistische Neugierde ließ mich bei der Österreich Werbung nachfragen. Nein, Niederösterreich werde auf den Fernmärkten nicht extra stark beworben, hieß es. Ich kann Ihnen also keine Erklärung für die Popularität dieser Wanderung liefern, aber einen Tipp geben: Der zweite Teil der Tour, der Weg durch die Steinwandklamm, ist ruhiger. Hier kann man die Natur wirklich genießen.

Überraschungen hält aber auch diese Route bereit. Damit meine ich nicht nur die Höhlen, sondern auch so manche Beschilderung entlang des Weges. Laut der befindet man sich zwischenzeitlich in der „EU-freien Zone“. Ein Gebiet, in dem sich die Erhaltungskosten, die Erwachsene zu zahlen haben, auf 3,5 Euro belaufen. Der Preis für Parlamentsabgeordnete aber bei 98 Euro liegt. Ob die von der Steinwandklamm bereits gehört haben?

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2016)

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