Vor dem Fenster bläst der Wal

Reykjavík Marina
Reykjavík Marina(c) http://www.icelandairhotels.com
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Islands Hotels schwimmen sich frei: Den Charme von Stockbetten beim Bauern und Gemeinschaftsräume mit Studentenheim-Flair gibt's immer noch, aber immer mehr Unterkünfte bieten trendiges, zeitgenösssiches Interieur.

Eigentlich klingt es ganz einfach. Wer am Boden liegt, muss nur mit einem Ruck aufspringen und fest auf den eigenen Beinen landen – und damit bei sich selbst. Auch in der isländischen Hotellandschaft hat man das mit der Krise erfahren. Puristische Herbergen für Outdoor-Fans, vor allem für Isländer, das Uniforme der Frühstücksbuffets, das alles gibt es immer noch. Doch daneben wachsen Hotels aus der Lava, die ihren eigenen Kopf zeigen und dazu die Kultur, in der man wurzelt.
Auch Gréta Sigurđardóttir, Besitzerin des Hotel Egilsen in Stykkishólmur, ist eine jener Frauen, die wissen, wo sie daheim sind. Viele Jahre lang hat sie in Reykjavík gelebt, ehe sie die Sehnsucht zurücktrieb in die Heimat ihrer Mutter. Stykkishólmur ist einer der schönsten Orte im Westen Islands: alte Häuser rund um den Hafen, der Blick auf die Inseln im Breiđafjörđur, die wie grüne Eilande im Blau treiben, die Fernsicht auf den Gletscher und die Vulkankegel von Snæfellsnes. An Bord der vielen Boote stehen die Ausflügler und Ornithologen mit ihren Ferngläsern, auf der Jagd nach Papageientauchern, Eiderenten und Dreizehenmöwen. Nach der Rückkehr sitzen sie alle im Café Narfeyrarstofa vor dicken Apfeltorten, Rhabarberkuchen und frischen Waffeln mit Schlagobers. Die Holzdielen knarren, die Fotos an den hell getäfelten Wänden erzählen von jenen Tagen, da hier Schiffe aus ganz Europa ankerten.
Wer Glück hat, hat eine Reservierung im Hotel Egilsen in der Tasche und muss nur mehr die Straßenseite wechseln. Das Haus im Herzen des Städtchens trotzt den Stürmen der Zeit. Noch vor wenigen Jahren war das 1876 gebaute Gebäude der Schandfleck von Stykkishólmur. Bis Gréta die Ärmel hochkrempelte und das zweistöckige Wohnhaus mit einem Bündel zündender Ideen renovierte: Die Grundmauern blieben stehen, auch die roten Holzverkleidungen und die hellen Fensterrahmen. Die Bar, der lange Frühstückstisch und die Sessel tragen die Handschrift der isländischen Designer von heute, die Betten mit den Kokosmatten machen träumen. Auch die altmodisch anmutende Atmosphäre ist geblieben. Schon das Frühstück geht in aller Ruhe vor sich: Lachs, Butter und Käse, ein Schälchen Heidelbeermarmelade, die Gréta nur mit Honig süßt, das selbst gebackene Brot, der frisch gepresste Saft aus Beeren von den Heiden rund um den Fjord. Wer so in den Tag startet, ist bereit für Abenteuer aller Art.

Schnittige Hotelschiffe


Island muss sich verändern, das meint man auch im Reykjavík Marina, einem der schnittigsten Schiffe der Hotelflotte von Iceland Air. Es liegt direkt am Hafen der Hauptstadt vor Anker, vor sich nur mehr die Trawler und Reedereien und das Meer. Die ehemalige Farbenfabrik hat sich in ein Gesamtkunstwerk verwandelt: Jedes Zimmer ist anders, in seiner Mischung von trendigem Design mit traditioneller isländischer Handwerkskunst. Das kann das Stickbild über dem Bett sein, der ausgehöhlte Lavastein als Waschbecken im Badezimmer, der Rettungsring, der am Balkon hängt. Man soll merken, dass man in Island schläft und nirgendwo sonst auf der Welt. Ambitionen, die auch im Restaurant der hoteleigenen Slip Bar zu schmecken sind: Das berühmte isländische Lamm kommt als feiner Burger daher, der Lachs mit einer leichten Wasabisauce. Gerichte, die auch die Reykjavíker ins Haus ziehen. Nach Feierabend ist die Bar voll. Und wer Island kennt, der weiß, dass man gerne zusammenrückt und die Sätze von Tisch zu Tisch fliegen: Hier wird sich niemand einsam fühlen.
Auch im Húsavík Cape Hotel ist der Empfang herzlich. Ein originell gestaltetes Zimmer, eine herrliche Lage mit Blick über die Bucht von Húsavík, wo die Boote zur Walbeobachtung auslaufen. Das alles reicht inzwischen nicht mehr, so Örlygur Hnefill Örlygsson. Er hat die frühere Fischfabrik gekauft und zu einem Hotel umgebaut und will nun anknüpfen an die Geschichte des Ortes. Schon im Mittelalter war der Hafen ein Warenumschlagplatz für Kaufleute aus den Hansestädten und aus England. Ein Tor zur Welt, das sich jetzt noch weiter auftut. In der Hotelbibliothek stehen Bücher aus Italien, Frankreich und den USA, an den Wänden hängen Fotos und Bilder zeitgenössischer Künstler. Örlygur hat im Kunstmuseum von Akureyri gearbeitet, sein Großvater war ein bekannter Ethnologe. Beides soll man hier spüren und dazu noch die Offenheit der Bewohner von Húsavík, auch ihre Neugier. „Mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeiter den Austausch mit unseren Gästen suchen“, so Örlygur und schwört auf die isländische Gastfreundschaft neuer Art: lässig und leger, immer auf Augenhöhe mit dem Gegenüber. Die sitzende Krähe verhungert: Ein isländisches Sprichwort und das Motto für die Zeit nach der Krise. Es geht nach vorn und doch auch zurück, zu sich und der eigenen Identität. Dort ist es dann gut sein. 

narfeyrarstofa.is; egilsen.is
icelandairhotels.com; husavikhotel.com


Entstanden mit Unterstützung von Promote Iceland. islandsstofa.is

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