Goldminen: Einstieg günstig?

(c) REUTERS (LISI NIESNER)
  • Drucken

Der heftige Fall des Goldpreises zog auch die Preise der Sektoraktien kräftig nach unten. Doch eine Trendwende könnte sich im Herbst allmählich abzeichnen.

Wien. Dieser Absturz war für Anleger besonders bitter, denn „der XAU-Goldminenindex hat vom Hoch im Jahr 2010 bis dato gut 80Prozent auf Dollar-Basis verloren. Allein seit Jahresanfang 2015 hat der Index auf Dollar-Basis rund 36 Prozent nachgegeben“, rechnet Stefan Breintner, Fondsmanager des DJE – Gold & Ressourcen, vor. Zur Erklärung: Der Philadelphia-Gold-und-Silberindex (XAU-Index) wurde 1979 als kapitalisierungsgewichtete Messlatte lanciert und enthält 16 Gold- und Silberminenaktien.

Doch zählt ja die künftige Entwicklung. Und hier macht sich allmählich vorsichtiger Optimismus breit, auch für den Goldpreis – freilich eine wichtige Voraussetzung. Derzeit notiert die Unze Feingold bei rund 1120 Dollar– das Hoch von 1909 Dollar wurde im August 2011 erreicht.

Jens Brunke, Chef-Rohstoffanalyst bei der CM-Equity, führt mehrere Gründe für seinen Optimismus an: „Noch nie war die Stimmung gegenüber Gold derart schlecht. Auch setzt derzeit eine Rekordzahl an Spekulanten auf weiter fallende Kurse.“ Das wird grundsätzlich – auf allen Märkten – als Indiz gewertet, dass ein aktueller Trend sich dem Ende nähert.

Zinsen bleiben niedrig

Es gibt aber auch fundamentale Gründe, wie etwa der Faktor „sicherer Hafen“. War es vor wenigen Wochen die Griechenland-Krise, hat nun die Renminbi-Abwertung in China einen Kaufschub bei Gold ausgelöst. „Und zahlreiche geopolitische Probleme sind genauso wenig gelöst wie die globale Schuldenproblematik“, so Brunke. Im Jahr 2000 lag die weltweite Verschuldung bei 87 Billionen Dollar, im Vorjahr erreichte sie fast 200 Billionen Dollar.

Auch die Angst vor der US-Zinserhöhung wird gern als Auslöser für fallende Goldpreise genannt. Denn nach einer solchen wären Anleihen wieder interessanter – im Gegensatz zu einem zinslosen Goldinvestment. Die Zinserhöhung scheint aber zunehmend in weite Ferne zu rücken, erste Stimmen sprechen sogar von einem neuen Anleihekaufprogramm der US-Notenbank, um die Märkte wieder mit billigem Geld zu fluten. In der Minenindustrie löste der tiefe Goldpreis jedenfalls eine Konsolidierungswelle aus, unrentable Projekte wurden gestoppt.

Kosten wurden gesenkt

Und das ist nicht alles. „Positiv hervorzuheben ist, dass die Goldminenindustrie die Kosten deutlich gesenkt hat. Viele Jahre war die fehlende Generierung von freiem Cashflow das Hauptproblem der Goldkonzerne“, sagt Breintner von DJE. Aufgrund der verbesserten Kapitaldisziplin werde sich bei Goldpreisen über 1100 Dollar je Unze die freie Cashflow-Generierung ab 2016 deutlich verbessern. Er setzt nicht nur auf Gold. „Für unseren Fonds haben wir in der Messlatte Edelmetalle mit 60 Prozent definiert, die restlichen 40 Prozent werden, vereinfacht gesagt, auf die übrigen Rohstoffsegmente gestreut.“ Dazu zählen etwa die Voestalpine sowie der Kupferproduzent Aurubis. Mit dieser Strategie sollen Kursschwankungen und Risiko gesenkt werden.

Ein weiterer Tabellenführer, der C-Quadrat Gold & Resources Fund, ist derzeit zu rund 65 Prozent in Goldminenaktien investiert. Diese Position wird außerdem zu gut einem Drittel abgesichert. „Bevorzugt werden mittelgroße Produzenten mit gesunden Bilanzen, geringen Produktionskosten und positiven Cashflows“, sagt Senior-Fund-Manager Andreas Böger. Schwergewichte wie Barrick, Goldcorp oder Newmont seien nicht vertreten. „Wir sehen eine Goldminenposition im Depot als guten Schutz gegen die Effekte der extremen Zentralbankpolitik der vergangenen Jahre. Aufgrund der hohen Schwankungen des Sektors kann bereits eine kleine Position eine überproportionale Wirkung innerhalb eines Gesamtdepots ausüben“, fügt der Goldexperte hinzu. [ fotolia.com ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.