Servicewüste auf vier Rädern

Wenn Detektive in Wiens Taxis sogar mit Vorwarnung Fehler finden, sagt das einiges.

Das Zwischenergebnis sei „besser als erwartet“, sagt der Obmann der Taxi-Innung. Besser als erwartet, das bedeutet insgesamt 100 Verfehlungen, die Berufsdetektive undercover in den Wiener Taxis aufgespürt haben – das ist rund ein Drittel der überprüften 300 Fahrten. Darin enthalten sind neben lässlichen Sünden – schlecht lesbare Belege oder laute Musik aus dem Autoradio – auch grobe Verfehlungen. Dass etwa einige Lenker mit ihren scheinbar ortsunkundigen Fahrgästen kostspielige Extrarunden drehten. Und dass zumindest zehn der getesteten Fahrer die Mitnahme sogar völlig verweigerten, weil ihnen die Strecke zu kurz war.

Jener Leider-doch-nicht-Kunde, der deswegen bei nasskaltem Wetter zu Fuß den Heimweg antreten musste, wird dieses „besser als erwartet“ wohl genau so sehen. Denn die Erfahrung lehrt, dass Fälle wie diese im Alltag als Kunde des individuellen Transportgewerbes noch viel häufiger vorkommen, als die Detektive das dingfest machen konnten. Rechnet man dazu, dass die Aktion scharf sogar im Vorhinein groß angekündigt wurde, sieht das „besser als erwartet“ noch viel weniger aussagekräftig aus.

Und hört man dann vom Innungsobmann, dass fehlende Englischkenntnisse von Taxifahrern ohnehin kein Problem seien („Wir leben in einer Stadt, in der Deutsch gesprochen wird“), will man gar nicht erst wissen, welches Niveau man in der Innung für angemessen hält. Hauptsache, die Servicewüste auf vier Rädern ist „besser als erwartet“.

erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2012)

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