Tierwelt: Der Mensch halbierte die Artenvielfalt in 40 Jahren

Wilderei ist einer der Gründe, weshalb die Tierpolpulation weltweit massiv zurückgeht.
Wilderei ist einer der Gründe, weshalb die Tierpolpulation weltweit massiv zurückgeht.(c) imago/Xinhua
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Seit 1970 hat sich die Tierpopulation auf der Erde halbiert, berichtet der WWF. Auch die Weltressourcen werden rascher verbraucht, als sie erneuert werden können.

Im Durchschnitt hat sich die Anzahl der weltweit untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fischen in den vergangenen vierzig Jahren halbiert. Das ist das Ergebnis des "Living Planet Report", dem Zustandsbericht über die Welt, den der WWF alle zwei Jahre veröffentlicht.

Auch der ökologische Fußabdruck der Menschheit wird immer größer. Derzeit verbraucht die Menschheit die Ressourcenmenge von eineinhalb Planeten. Die Ressourcen werden also bedeutend rascher verbraucht, als sie der Planet Erde nachproduzieren kann.

Für den Report wurden mehr als 10.000 Wildtierpopulationen von 3000 Wirbeltierarten in der ganzen Welt erfasst. Die globale Artenvielfalt ist von 1970 bis 2010 um genau 52 Prozent zurückgegangen, so der Report.

Tropenregionen leiden am meisten. Am schlimmsten traf es die im Süßwasser lebenden Tiere, sie haben um mehr als drei Viertel abgenommen. Die tropischen Regionen leiden wesentlich mehr am Verschwinden der Arten als die gemäßigten Zonen.

Seevögel, Meereschildkröten, Haie betroffen

Besonders dramatisch ist die Lage in Lateinamerika, wo ein Artenverlust von 83 Prozent gemessen wurde. Auch in der asiatisch-pazifischen Region ist der Verlust enorm. Die Lebenswelt des Meeres ging um knapp 40 Prozent zurück. Besonders betroffen davon sind Seevögel, Meeresschildkröten und Haie. In ausgewiesenen Schutzgebieten, so die gute Nachricht, verschwinden nur halb so viele Tiere wie in nicht geschützten Gebieten. In Nepal ist die Zahl der Tiger durch intensive Schutzmaßnahmen sogar um zwei Drittel gestiegen. Dramatisch hingegen ist die Situation in Südafrika, wo die Zahl der gewilderten Nashörner von 13 Tieren im Jahr 2007 auf mehr als 1000 im Jahr 2013 angewachsen ist.

Hauptursachen dieses Artenrückgangs sind laut WWF der Verlust, die Zerstörung und Degradierung von Lebensräumen und Ökosystemen, die Wilderei und die Übernutzung von Fischbeständen. Der Klimawandel werde erst in den nächsten Jahren zu einer größeren Bedrohung und die Artenvielfalt weiter unter Druck setzen.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen des WWF für eine nachhaltigere Welt sind: "Wir müssen die Artenvielfalt so gut wie möglich bewahren und neue Strategien entwickeln wie wir nachhaltiger produzieren und konsumieren. Außerdem müssen wir die internationalen Finanzströme umleiten und die vorhandenen Ressourcen gerechter verteilen. Sonst wird es nicht möglich sein, dass im Jahr 2050 9,6 Milliarden Menschen ein nachhaltiges Leben führen können", warnt Umweltschutzexpertin Barbara Tauscher vom WWF.

Kuwait lebt auf großem Fuß

Die Artenvielfalt schwindet, die Ressourcen werden aber ebenso weniger. Macht die Menschheit weiter wie bisher, bräuchten wir bis 2030 eine zweite Erde, damit wir weiter existieren können. Wenn alle Menschen so leben würden wie im Ölscheichtum Kuwait, würden wir fast sechs Planeten brauchen. Die Bewohner von Ländern wie Nepal oder Pakistan benötigen im Vergleich hingegen nicht einmal einen halben Planeten.

Mehr als 50 Prozent des globalen ökologischen Fußabdrucks gehen auf die Freisetzung von Kohlendioxid zurück, das den Klimawandel anheizt und die Meere versauert. Europa und Nordamerika haben daran den größten, Afrika und die Südpazifikregion den geringsten Anteil.

"Fällen Bäume schneller als sie nachwachsen"

Österreich liegt mit seinem Pro-Kopf-Fußabdruck von 152 untersuchten Ländern auf Platz 17. Würden alle Menschen so leben wie die Österreicher, bräuchte die Menschheit 3,1 Planeten, um die Bedürfnisse aller Menschen zu decken. Mehr als die Hälfte des ökologischen Fußabdrucks Österreichs fällt mit 57 Prozent auf die Freisetzung von Kohlendioxid, gefolgt vom landwirtschaftlichen Anbau mit 20 Prozent.

"Wir fällen Bäume schneller als sie nachwachsen, fischen die Ozeane leer und produzieren doppelt so viel Kohlendioxid, wie die Atmosphäre, die Wälder und die Ozeane zusammen aufnehmen können", sagte die Umweltschutzexpertin Tauscher. Die geschätzten Kosten aller Umweltschäden in der Welt betragen mehr als 6000 Milliarden Euro, das sind mehr als elf Prozent des globalen Bruttoeinkommens. Dabei tragen die ärmeren Länder die Hauptlast der katastrophalen Folgen der globalen Umwelt- und Klimakrise, so der WWF.

(c) WWF Deutschland

>> Zum Living-Planet-Report des WWF

(APA/klepa)

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