Balearen: Platzt Ölsuche wegen UN-Artenschutzkonferenz?

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Auf der Artenschutzkonferenz stellte die UNO unter anderem den Cuvier-Schnabelwal unter strengen Schutz. Das könnte die geplante Ölsuche vor den Balearen stoppen.

Tourismus, Inselbewohner, Umweltschützer sowie Lokalpolitiker sind schon lange gegen die geplante laute Suche nach Öl mittels Schallkanonen vor den Balearen. Sie befürchten neben dem schädlichen Unterwasserlärm für Meeresbewohner und Umweltschäden außerdem, dass dadurch Touristen abgeschreckt werden könnten. Mit dem Beschluss der 11. UN-Konferenz über die Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (CMS) in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito, die vergangene Woche stattfand, könnte dem Ölsuch-Plan nun frühzeitig ein Ende gesetzt worden sein. Denn der seltene Cuvier-Schnabelwal, der besonders empfindlich gegenüber Unterwasserlärm ist, wurde unter strengen Schutz gestellt.

Die Ortung von Ölfeldern unter dem Meeresboden mit Schallkanonen verursacht Lärm mit bis zu 260 Dezibel und kann direkte Verletzungen innerer Organe als auch Verhaltensänderungen der Meerestiere zur Folge haben. „Stress, verändertes Verhalten, Vertreibung aus lebenswichtigen Gebieten, tödliche Strandungen und Missbildungen sind nur eine Handvoll an Folgen für Meeresbewohner wie Wale, Delfine, Fische oder Krebse durch diesen anhaltenden Lärmpegel“, so Unterwasser-Akustikerin Lindy Weilgart von der Universität Dalhousie in Kanada.

Folgen für die Balearen

Der Antrag, den Cuvier-Schnabelwal in Anhang I der Bonner Konvention zu listen, wurde vom spanischen Umweltministerium ausgearbeitet und als gemeinsame EU-Initiative bei der Konferenz eingebracht. "Das birgt politische Brisanz, denn es ist doch das spanische Energieministerium, dass vehement die Suche nach Öl forciert," so Nicolas Entrup, Sprecher der internationalen Naturschutzorganisation OceanCare und NRDC. Die EU-Initiative sei ein wichtiges Signal für eine Verschärfung der Maßnahmen gegen die aktuell nahezu uneingeschränkten Aktivitäten der Ölindustrie im Mittelmeer.

„Die Entscheidung über eine Bewilligung für seismische Explorationen in den Gewässern rund um die Balearen, wird zur Nagelprobe, wie ernst die Entscheidungsträger den Artenschutz nehmen," betont Entrup. Im Oktober 2014 lehnte das spanische Umweltministerium bereits eine Genehmigung für seismische Öl- und Gasexplorationen im Alboran-Meer südlich von Malaga ab. Diese Entscheidung gelte als richtungweisend für die Umweltpolitik im Mittelmeer.

Schnabelwal von Massenstrandungen betroffen

Der Cuvier-Schnabelwal ist eine tief tauchende Art. Zu ihren wichtigsten Lebensräumen im Mittelmeer zählen Gebiete im Alboran-Meer, um die Balearen sowie der Hellenische Graben (Griechenland). Keine Walart ist häufiger von Massenstrandungen betroffen: Von 54 bekannten Massenstrandungen von Cuvier-Schnabelwalen fanden 25 im Mittelmeer statt. Dabei war ein starker Zusammenhang zwischen diesen Strandungen und Lärm durch Marineübungen und seismische Untersuchungen festzustellen.

Vertreter von 119 Staaten entschieden vergangene Woche über die Aufnahme von weiteren Arten in die CMS-Listen besonders gefährdeter Wandertiere. Am Sonntag wurde das Ergebnis veröffentlicht: Insgesamt 31 Arten werden ab sofort geschützt. Die 21 aufgelisteten Hai-, Rochen- und Sägefischarten stellen die wichtigste Untergruppe dar. Für einige kommerziell gefischte Arten wie Mantas und Teufelsrochen wird ein absolutes Fangverbot erlassen. Auch der Eisbär soll nicht nur wie bisher von den Arktis-Anrainerstaaten in Schutz genommen werden. Die Konferenz beschloss, in internationaler Kooperation die ansteigenden Touristenfahrten und Ölbohrungsprojekte in der Arktis zu regeln.

Schallkanonen

Bei seismischen Untersuchungen werden Schallkanonen („Airguns“) eingesetzt, die Explosionsschall mit bis zu 260 Dezibel zum Meeresboden schicken, und das alle zehn Sekunden über viele Wochen oder sogar Monate. Damit gehören sie zum intensivsten und lautesten Lärm, den Menschen erzeugen, und können über Walarten hinaus starke Auswirkungen auf die Tierwelt der Meere haben.

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