Rekord-Temperaturen: Hitze mit Nebenwirkungen

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Innsbruck war mit 38,2 Grad der Hitzepol Österreichs. Die hohen Temperaturen haben allerdings zunehmend auch sehr unangenehme Folgen für Menschen – und Tiere.

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Wien. Man weiß nicht so recht, ob es ein Sieg ist, um den man Innsbruck beneiden soll. Die Tiroler Landeshauptstadt stand gestern, Dienstag, im Temperaturen-Ranking der Länder an der Spitze. Mit 38,2 Grad war man der Hitzepol Österreichs – und brach damit auch einen eigenen, internen Rekord: Es waren dies die höchsten in Innsbruck gemessenen Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1877.

Während die meisten Menschen Sommerhitze in erster Linie mit vollen Schwimmbädern oder allenfalls kleinen Alltagsproblemen (Klimaanlage etc.) assoziieren, haben die anhaltend hohen Temperaturen aber auch andere, ernstere Nebenwirkungen – vor allem gesundheitliche: Die Wiener Rettung etwa verzeichnete in den vergangenen Tagen bis zu 20 Prozent mehr Rettungseinsätze, die auf hitzebedingte Krankheiten (Kreislaufkollaps oder Dehydrierung) zurückzuführen sind, wobei allerdings die Gesamtsumme der Einsätze nicht gestiegen ist – wegen der Urlaubssaison sind schließlich viele Stadtbewohner gar nicht da.

Ein besonders tragischer Fall ereignete sich, wie nun bekannt wurde, schon am Montagnachmittag in der Nähe von Graz: Ein 56-jähriger Arbeiter brach auf einer Baustelle zusammen. Die Reanimationsversuche des Notarztes blieben erfolglos, der Mann starb auf der Baustelle. Der Arbeiter hatte zuvor über Übelkeit und Schwindel geklagt. Laut Polizei ist ein Zusammenhang mit der großen Hitze nicht auszuschließen.

Ozonwert überschritten

Allzu große Anstrengung in der Hitze sollte, wenn es irgendwie geht, vermieden werden. Unter anderem, weil am Dienstagnachmittag die Ozon-Alarmschwelle am Hermannskogel und in Klosterneuburg überschritten wurde. Das heißt, es wurde eine höhere Konzentration als 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen. In Klosterneuburg etwa waren es sechs Mikrogramm Ozon mehr.

Was das bedeutet? Ozonkonzentrationen über der Alarmschwelle können zu Reizungen der Schleimhäute und zu Atemwegsbeschwerden führen. „Ungewohnte und starke Anstrengungen im Freien, insbesondere in den Mittags- und Nachmittagsstunden, sind zu vermeiden“, heißt es in einer Aussendung der Abteilung Umwelttechnik. Das gilt vor allem für Kinder mit überempfindlichen Bronchien, Personen mit schweren Erkrankungen der Atemwege und/oder des Herzens sowie Asthmakranke. Wobei die Experten gleichzeitig aber auch die Alarmmeldung relativierten: Die Ozonbelastung werde schon im weiteren Tagesverlauf und auch heute, Mittwoch, wieder zurückgehen.

Aber nicht nur Menschen, sondern auch Tiere sind von der großen Hitze betroffen. Nachdem sich in Salzburg die Fiakerfahrer bereits vergangenen Sonntag entschieden hatten, die Tiere einen Tag freiwillig im Stall zu lassen, diskutiert man auch (wieder einmal) in Wien.

Hitzefrei für Pferde?

Die Stadt, konkret Tierschutzstadträtin Ulli Sima (SPÖ), will gesetzliche Maßnahmen für tierische „Hitzeferien“ prüfen lassen. Für ein mögliches Verbot des Einsatzes von Fiakerpferden bei hohen Temperaturen will die Stadt aber erst eine Studie von einer Pferdeexpertin erarbeiten lassen. Vorerst appellierte Sima an die Wiener Fiakerunternehmer, den Tieren auch ohne Vorschrift freizugeben.

Schon jetzt, so Sima, gebe es aber zumindest tägliche Kontrollen durch die Veterinäre der Magistratsabteilung 60. Geprüft würden alle Fiakerstandplätze, an denen es Schatten und Wasser geben muss, sowie die Gesundheit und das Verhalten der Tiere.

Allerdings ist Abkühlung in Sicht. Die Gewitterfront, die sich schon gestern dem Westen näherte, soll laut der Zentralanstalt für Meteorologie auch im Rest des Landes für Abkühlung sorgen. Zum Teil mit drastischen Mitteln: Heute, Mittwoch, werden im Süden – also vor allem im Kärnten und in Teilen des Burgenlands – Hagel und heftige Böen erwartet. Der Norden und der Osten werden zwar von heftigen Unwettern, jedoch nicht von Regen verschont bleiben. Und es kühlt auch dort ab – zumindest auf das, was man dieser Tage schon als kühl bezeichnen könnte: In Wien soll die Temperatur auf circa 27 Grad sinken. (APA/red.)

ZAHLEN

Rekord. Innsbruck war am Dienstag der heißeste Ort Österreichs. Für die Tiroler Hauptstadt war es zudem der heißeste Tag seit Beginn der Messungen im Jahr 1877. An der ZAMG-Wetterstation Innsbruck-Universität wurden 38,2 Grad gemessen. Der bisherige Rekord stammte aus 1984 (37,7 Grad). Auf Platz zwei des Länder-Hitze-Rankings lag Bad Deutsch-Altenburg (NÖ) mit 37,8 Grad, auf Platz drei Neusiedl (Bgld.) mit 37,5.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2015)

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