Ebola: Sierra Leone ruft Notstand aus

Liberia schloss wegen Ebola vorübergehend alle Schulen
Liberia schloss wegen Ebola vorübergehend alle Schulen REUTERS
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Gegen die schwerste bisher registrierte Ebola-Epidemie in Westafrika werden scharfe Maßnahmen ergriffen. In Liberia wurden vorübergehend alle Schulen geschlossen, der Freitag zum landesweiten Desinfektionstag erklärt.

Sierra Leone hat angesichts der in Westafrika außer Kontrolle geratenen Ebola-Epidemie am Donnerstag den nationalen Notstand ausgerufen. Soldaten wurden einberufen, um in Quarantäne-Zentren Dienst zu tun.

Auch Liberia hat scharfe Maßnahmen ergriffen und am Donnerstag die vorübergehende Schließung aller Schulen im Land verfügt. Die Maßnahme gelte, bis das Bildungsministeriums neue Anweisungen erteile, sagte Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. Bis auf Weiteres geschlossen würden auch alle Märkte in Grenzregionen. Außerdem sollen alle abkömmlichen Staatsbediensteten in 30-tägigen Zwangsurlaub gehen

Neben weiteren Maßnahmen erklärte Sirleaf ferner den Freitag (1. August) zu einem arbeitsfreien Tag. Dann sollten alle öffentlichen Einrichtungen desinfiziert werden. Am Freitag soll es zudem zu einem Treffen Sirleafs mit den Präsidenten von Guinea und Sierra Leone kommen, um gemeinsame Maßnahmen gegen die Seuchte zu beraten. "Wir sind einem großen Kampf", sagte Ernest Bai Koroma, der Staatschef von Sierra Leone: "Und Scheitern ist keine Option".

1200 Menschen infiziert, 729 gestorben

Zuvor hatte die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen Alarm geschlagen. Einsatzleiter Bart Janssens bezeichnete die Epidemie in der Zeitung "Libre Belgique" vom Mittwoch als "beispiellos". Sollte sich die Lage vor Ort nicht rasch verbessern, könnten bald weitere Länder betroffen sein. Vor allem in Sierra Leone und Liberia gebe es inzwischen große Gebiete, die von der Seuche betroffen seien, und immer noch breite sie sich weiter aus.

Die Epidemie war im März in Guinea ausgebrochen und hatte sich schnell nach Liberia und Sierra Leone ausgebreitet. Es ist die erste Ebola-Epidemie in Westafrika und die schwerste bisher registrierte. Mehr als 1200 Menschen wurden nach WHO-Angaben bisher infiziert, mehr als 729 von ihnen starben. Betroffenen sind Guinea, Liberia und Sierra Leone, hinzu kommt ein erster Todesfall in Nigeria. Das Ebola-Virus löst hämorrhagisches Fieber aus, das in einer Vielzahl von Fällen zum Tod führen kann. Medikamente dagegen gibt es nicht, doch steigert eine frühzeitige Behandlung die Überlebenschancen. Von Mensch zu Mensch überträgt sich das Virus durch Körperflüssigkeiten.

Ansteckungsgefahr für Passagiere gering

Unterdessen teilte das US-Friedenscorps mit, dass Hunderte Freiwillige aus Guinea, Liberia und Sierra Leone wegen der Ebola-Epidemie abgezogen würden. Eine Peace-Corps-Sprecherin sagte, zwei Freiwillige seien mit Ebola in Berührung gekommen, nachdem sei mit einem inzwischen verstorbenen Infizierten Kontakt gehabt hätten. Sie seien aber bisher ymptomfrei und stünden in einer Isolierstation unter medizinischer Aufsicht. Das Peace Corps ist eine unabhängige US-Behörde, die zur Verständigung zwischen US-Bürgern und Bürgern anderer Länder beitragen soll.

Auch außerhalb Afrikas wächst mittlerweile die Sorge: Die britische Regierung hat am Mittwoch eine Sitzung zu dem Thema abgehalten. Die Seuche wurde von Großbritannien als Bedrohung eingestuft. Bisher gibt es keine bekannten Krankheitsfälle außerhalb Afrikas. Die internationale Luftfahrtvereinigung IATA sagte, die WHO habe bisher auch keine Reisebeschränkungen empfohlen. Das Risiko für Mitreisende sei gering, sollte ein Erkrankter an Bord eines Flugzeuges sein, hieß es seitens der IATA.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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