New York: Polizei stuft Beil-Attacke als Terrorakt ein

Ein 32-Jähriger ging auf Polizisten los, bevor er erschossen wurde. Die Ermittler gehen von einem islamistischen Einzeltäter aus.

Die US-Behörden haben die gewaltsame Beil-Attacke auf eine Gruppe von Polizisten in New York als einen "Terroranschlag" mit islamistischem Hintergrund eingestuft. Die Polizei gehe von einem radikalen Einzeltäter aus, sagte New Yorks Polizeichef Bill Bratton am Freitag. Der 32-jährige Angreifer war am Donnerstag mit einem Beil auf die Polizisten losgegangen, bevor er erschossen wurde.

Nach Angaben der Behörden war der Angreifer, der als Zale Thompson identifiziert wurde, unverheiratet und arbeitslos. Er trat demnach vor zwei Jahren zum Islam über. Offenbar hatte er der Polizei zufolge aber keine Verbindungen zu einer konkreten extremistischen Gruppe. Er sei ein "sprichwörtlicher Einzelgänger" gewesen, der sich selbst radikalisiert habe, sagte Bratton. Die Ermittlungen dazu dauerten aber an und er hoffe, dass bald mehr bekannt sei.

Thompson war am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) im New Yorker Stadtteil Queens mit einem Beil auf die vier Polizisten losgegangen. Er verletzte einen Beamten schwer am Rücken und am Kopf, der 25-Jährige kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus. Ein weiterer Polizist wurde bei der Attacke am Arm verletzt. Die beiden Kollegen erschossen den Angreifer. Eine 29-jährige Passantin wurde dabei versehentlich durch eine Kugel schwer verletzt und war ebenfalls in Lebensgefahr, wie Bratton sagte.

Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge verbrachte der Attentäter häufig Stunden eingeschlossen in seinem Zimmer und klickte sich durch Internetseiten mit Berichten über extremistische Gruppen wie Al-Kaida, den Islamischen Staat (IS) und die Al-Shabaab-Miliz in Somalia. Er soll sich dem beschlagnahmten Material auf seinem Computer zufolge auch Hinrichtungsvideos der Extremisten angesehen sowie über den Anschlag auf das kanadische Parlament vom Mittwoch informiert haben.

In sozialen Netzwerken sei der 32-jährige Schwarze außerdem mit "antiwestlichen, regierungskritischen" und rassistischen Äußerungen gegenüber Weißen aufgefallen. Die Polizei beschlagnahmte in der Wohnung des Angreifers außerdem eine Axt und ein langes Jagdmesser.

Auch das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site hatte zuvor mitgeteilt, dass Einträge von Thompson auf der Videoplattform YouTube und im Onlinenetzwerk Facebook auf islamistisches Gedankengut hinweisen. So habe der Angreifer im September ein Propagandavideo des IS mit den Worten kommentiert, der "Jihad" sei eine gerechtfertigte Antwort auf die Unterdrückung durch "Zionisten und Kreuzzügler".

Polizeichef Bratton sagte auf der Pressekonferenz, die Taten solcher "einsamer Wölfe" bereiteten den Behörden zunehmend Sorge. Er rief die Öffentlichkeit zur Wachsamkeit und zur Weiterleitung sämtlicher Hinweise auf, die den Ermittlungen der Polizei helfen könnten.

(APA/dpa)

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