Frankreich: Mysteriöse Drohnen über AKW

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THEMENBILD-PAKET: ATOMKRAFT(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Greenpeace schlägt Alarm: Nuklearanlagen seien nicht vor Terrorangriffen geschützt. Dass derzeit unbekannte Drohnen über AKW fliegen, beunruhigt Paris nicht.

Paris. Frankreichs Atomanlagen könnten problemlos Ziel einer terroristischen Attacke werden: Davor warnt nun Greenpeace in Frankreich, das zu den „gravierenden Sicherheitslücken“ einen Expertenbericht verfasst hat, in dem die hohen Risken für die Bevölkerung aufgezählt werden. Der Bericht, der bei einer parlamentarischen Befragung vorgelegt wurde, darf nicht veröffentlicht werden.

Erwähnt wird darin, dass terroristische Bedrohung kein Kriterium war, als die französischen AKW in den 1960er- und 1970er-Jahren konzipiert wurden. Greenpeace hat schon mehrfach mit spektakulären Aktionen wie Fallschirmabsprung oder Einbruch in eine Anlage auf die Sicherheitsmängel aufmerksam gemacht.

Laut Yannick Rousselet, Sprecher von Greenpeace Frankreich, würden die Behörden die Bürger bewusst in die Irre führen. Somit habe sich kaum etwas seit der Tschernobyl-Katastrophe 1986 geändert: Damals hat der höchste Strahlenschutzverantwortliche des Landes behauptet, die radioaktiven Wolken würden (dank der meteorologischen Bedingungen) an der östlichen Grenze haltmachen und Frankreich „verschonen“.

Unbekannte Flugobjekte

Doch ebenso wie radioaktive Wolken ignorieren auch Drohnen Landesgrenzen: Seit einigen Wochen überfliegen immer wieder ferngesteuerte Flugobjekte französische Kernkraftwerke. Die Behörden schaffen es weder, dies zu verhindern, noch die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Laut Greenpeace seien die französischen Atomkraftwerke auf solche potenziellen Attacken kaum vorbereitet. Rousselet: „Im Gegensatz zu den Behauptungen der Behörden besteht bei einer feindlichen Drohnenattacke ein hohes Risiko radioaktiver Verstrahlung.“

Ohne auf die Details dieser Gefahren einzugehen, fordert Greenpeace vom AKW-Betreiber EDF dringende Vorkehrungen für einen besseren Schutz der Einrichtungen – etwa durch ein Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente. Ob diese Empfehlungen nun berücksichtigt werden, ist eine andere Frage. Denn Greenpeace stößt mit seiner Antiatompolitik auf harten Widerstand: Nicht nur steht dem Anti-AKW-Kurs der breite Atomkonsens von rechts bis links entgegen. Die Umweltschutzorganisation kämpft auch mit dem Image einer quasi „subversiven Organisation“: Immer noch hängt Greenpeace die Episode aus der Ära Mitterrand nach, als der damalige sozialistische Staatschef wegen der Proteste gegen Atomversuche das in Neuseeland ankernde Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ versenken ließ.

Es ist darum nicht wirklich verwunderlich, dass bisher in Paris keine offizielle Reaktion zur neuesten Greenpeace-Studie vorliegt. Auch die Drohnenaffäre wird mit dem Argument heruntergespielt, es handle sich um ein „Spielzeug“, das keine Gefahr darstellen könne.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2014)

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