Costa Concordia: Insel und Geliebte fordern Entschädigung

Die letzte Reise der Costa Concordia.
Die letzte Reise der Costa Concordia.(c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters)
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Die Bewohner der Insel Giglio sowie die Geliebte des Ex-Kapitäns verlangen im Fall der gesunkenen Costa Concordia eine finanzielle Entschädigung. Ein Urteil wird frühestens am 9. Februar erwartet.

Bei der Gerichtsverhandlung um das verunglückte Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" hat die ehemalige moldawische Geliebte des angeklagten Kapitäns Francesco Schettino, Domnica Tschemortan, am Donnerstag eine Entschädigungsforderung in Höhe von 200.000 Euro gestellt. Dies teilte ihre Rechtsanwältin, Valentina Quaroni, vor Gericht mit. Die rund 1000 Bewohner der Insel Giglio verlangen eine finanzielle Entschädigung von mindestens 20 Millionen Euro für das Schiffsunglück. 

Tschemortan habe einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des "Medienangriffes" aufgrund ihrer Beziehung zum Kapitän erlitten. Die Tänzerin hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten. Gegenüber dem Gerichtspräsidenten hatte die Frau zugegeben, dass sie ein Verhältnis mit dem Kapitän hatte.

Vor Gericht hatte Tschemortan betont, dass sie einen schweren Schock erlitten habe, weshalb sie nach dem Unglück behandelt werden musste. Sie habe sich in der Unglücksnacht persönlich engagiert, um Passagiere in Sicherheit zu bringen und habe dabei ihr Leben riskiert. Auch der Druck der Medien habe sie schwer belastet, betonte ihre Anwältin.

Prozess in Endphase

Die Frau nimmt als Privatbeteiligte am Prozess gegen Schettino teil, der inzwischen in die Endphase getreten ist. Sie gilt als wichtige Zeugin in dem Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen den Kapitän. Tschemortan war nach eigenen Angaben Schettinos Gast an Bord, als die Costa Concordia einen Felsen rammte.

Die insgesamt 330 Nebenkläger, darunter Überlebende der Katastrophe, die Region Toskana, der Konsumentenschutzverband Codacons und mehrere italienische Ministerien, fordern Schadenersatz in Millionenhöhe. Allein das Umweltministerium verlangt 222,8 Millionen Euro, die Überlebenden bis zu einer Million Euro pro Person.

Die Gemeinde der Insel Giglio, vor der das Kreuzfahrtschiff havariert ist, forderte 20 Millionen Euro. Die Gemeinde, die sich als Nebenklägerin dem Prozess angeschlossen hat, sieht ihre Zukunft als Touristenziel beeinträchtigt. "Die Insel wird für immer mit diesem tragischen Ereignis in Verbindung gebracht werden", sagte der Rechtsanwalt. Nach Angaben von Bürgermeister Sergio Ortelli hat es Schäden von mindestens 200 Millionen Euro erlitten. "Der Imageschaden für die Insel wird auch in den nächsten Jahren bestehen", sagte das Gemeindeoberhaupt.

Mehr als 26 Jahre Haft für Schettino

Die Plädoyers der knapp 40 Anwälte der Nebenkläger sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden, am 5. und 6. Februar hat die Verteidigung das Wort. Ein Urteil wird frühestens am 9. oder 10. Februar erwartet. Die "Costa Concordia" war mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich alle retten konnten.

Für Kapitän Schettino hatte die Anklage am Montag eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten gefordert. Dem Angeklagten werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Körperverletzung sowie das Verlassen des Schiffs vorgeworfen.

(APA)

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