Die Angehörigen der MH370-Opfer wollen nicht an eine Lösung des Falls glauben. Stattdessen machen Verschwörungstheorien die Runde. Malaysian Airlines drohen Prozesse.
Weniger Freude oder Hoffnung, sondern viel mehr Unglauben, Misstrauen und Ungewissheit empfinden die chinesischen Angehörigen der Passagiere des verschollenen Fluges MH370. Dass die am Mittwoch an der französischen Insel La Reunion angeschwemmten Wrackteile im Indischen Ozean wirklich eine Spur zum verschwundenen Flugzeug der Malaysian Airlines sind, können die Familien nicht glauben. Zu oft gab es Gerüchte und Informationen, die falsche Hoffnung aufkommen ließen. Viele Angehörige fühlen sich schlecht informiert.
"Ich fühle nichts mehr", sagte Men Wancheng, dessen Sohn an Bord des Fluges war, am Freitag in Peking. "All diese Informationen kommen und gehen." Er will nicht wieder enttäuscht werden. "Mich kann nichts mehr überraschen."
Der Chinese wittert hinter dem Mysterium sogar einen Komplott: "Ich glaube, dass das Flugzeug aus einem bestimmten Grund verschwunden ist", erklärt Men. Dass das Liaison-Büro zur Vermittlung zwischen Angehörigen und Fluggesellschaft in der chinesischen Hauptstadt geschlossen wurde, bestätigt nur sein Misstrauen. Die Angehörigen hätten keine verlässlichen Informationen von den Behörden.
Wurde die Maschine versteckt?
"Es muss eine Verschwörung geben", ist der Vater überzeugt. "Jemand hat den Flug manipuliert, so dass die Maschine verschwunden ist." Er kann nicht an einen Zufall glauben. "Das gibt es doch nicht, dass ein Flugzeug plötzlich einfach weg ist, ohne dass es Beweise gibt." Für ihn gibt es nur eine Erklärung: "Jemand muss es versteckt haben."
Auch Meng Yan, deren Bruder in der Maschine saß, will endlich Klarheit und Wahrheit. Dass das Verbindungsbüro geschlossen wurde, sei ein echtes Problem. "Es gibt keinen direkten Kontakt zu den Behörden", sagt Meng Yan. "Alles was wir erfahren, jedes Wort, jede vage Information kommt von Medien." Auch an ihr nagt jetzt das ungute Gefühl, dass den Angehörigen bewusst etwas vorenthalten wird. "Informationen werden vor uns versteckt."
Angehörige wollen klagen
Trotz der Ungewissheit, ihren Pragmatismus haben die Angehörigen noch nicht verloren. Wenn sich das angeschwemmte Flügelwrack wirklich als Teil der vermissten Boeing 777 entpuppen sollte, erwägen viele Familien Malaysian Airlines zu klagen. Bereits mehr als 30 Familienmitglieder haben sich bei dem chinesischen Opferanwalt Zhang Qihuai gemeldet. Auch malaysische Angehörige wollen klagen, sagte Joseph Weeler, ein australischer Anwalt der Nachrichtenagentur Reuters. "Sollte es Beweise geben, dass das Flugzeug mangelhaft war, wird das sehr wahrscheinlich eine weltweite Welle an Prozessen auslösen, vor allem in Malaysien und China", meint Wheeler.
Die Boeing 777 war am 8. März 2014 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwunden. An Bord waren 239 Menschen, darunter 153 Chinesen.
(APA/dpa/Reuters)