Niederlande: Eine Lebensmittelfabrik, die Abfallware verkocht

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Initiative gegen Essensverschwendung. Lebensmittel im Wert von fünf Milliarden Euro landen in den Niederlanden jährlich im Müll.

Den Haag. Wenn Fast-Food-Ketten bei niederländischen Gewächshausbauern Tomaten kaufen, wollen sie für ihre Burger nur die besten Stücke der Tomate haben: die großen Scheiben aus der Mitte. Den Rest wirft man weg.

Das konnte Bob Hutten nicht länger mitansehen: Der Holländer beschloss daher, diese Abfälle zu verwerten, machte aus ihnen beispielsweise Suppe oder verarbeitete sie zu Ketchup. Das war bisher im kleinen Stil gehalten, doch nun wird die Sache groß: Hutten hat eine nachhaltige Lebensmittelfabrik namens Verspillingsfabriek (Verschwendungsfabrik) gegründet und will darin auch Waren, die Supermärkte sonst wegwerfen oder gar nicht annehmen würden, zu köstlichen Produkten und Gerichten verarbeiten. Zu krumme Gurken etwa, Karfiol, der beschädigt ist, Karotten, die nicht mehr gerade frisch sind, und überhaupt Waren, die abgelaufen sind und sonst weggeworfen würden.

Die Rabobank gab Hutten für seine Idee einen Kredit über zwei Millionen Euro. Er legte aus seinem Vermögen noch etwas dazu, holte sich einen wissenschaftlichen Berater und will im März mit der Herstellung seiner Speisen aus „Abfall“ beginnen. „Es werden außer Tomaten- und Paprikasuppen etwa auch Eintöpfe und Gulasch sein, Hühnerragout und ähnliche Gerichte, die wir herstellen werden“, sagt Hutten, und zwar unter der Marke Barstensvol (zum Platzen voll).

Milliarden im Müll

In den Niederlanden landen jährlich Lebensmittel im Wert von fünf Milliarden (!) Euro im Müll, obwohl sie meist gar nicht verdorben sind. Nach Angaben der UNO wird ein Drittel der jährlich produzierten Nahrungsmittel der Welt weggeworfen. (htz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2016)

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