FPÖ-Burschenschafter wird Vize-Stadtschulrat

Maximilian Krauss
Maximilian Krauss(c) hcstrache.at
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Karrieresprung für Maximilian Krauss. Der 21-jährige Student ist für extreme Aussagen bekannt.

Wien. Heinz-Christian Strache hat ihn wohlwollend als FPÖ-Nachwuchshoffnung bezeichnet. Im Nationalratswahlkampf 2013 wurde er auf Wunsch des Parteichefs als Jugendkandidat sogar groß in Szene gesetzt. Den Einzug ins Parlament verfehlte er knapp. Rund zehn Monate später macht Maximilian Krauss aber trotzdem Karriere. Der 21-jährige Jus-Student und schlagende Burschenschafter wurde am Dienstag zum jüngsten Vizepräsidenten in der Geschichte des Stadtschulrates ernannt – als Nachfolger von Helmut Günther (FPÖ), der in den Wiener Gemeinderat wechselt.

Die Ernennung von Krauss (die FPÖ hat als zweitstärkste Partei Anspruch auf diesen Posten) löste massive Reaktionen aus. „Diese Nominierung ist eine Schande“, empörte sich der grüne Bildungssprecher Harald Walser, der eine sofortige Rücknahme der Entscheidung forderte. Fassungslos zeigte sich auch die Wiener SPÖ: Diese Nominierung sei purer Hohn und eine Verunglimpfung des Amtes – die FPÖ müsse einen Amtsantritt von Krauss verhindern, forderte die rote Vize-Klubchefin Tanja Wehsely.

Vizepräsident ohne Macht

Es ist nicht zu übersehen: Maximilian Krauss polarisiert. Nicht wegen seines Alters. Auch nicht, weil der Job so einflussreich wäre – er vertritt (trotz des Titels) nicht die Stadtschulratspräsidentin, besitzt nur ein paar Kontrollrechte, hat in der Praxis also einen gut bezahlten Job ohne Macht. Krauss polarisiert aber mit umstrittenen Aussagen, die der FPÖ-Bezirksparteiobmann der Josefstadt gerne tätigt – was ihm bereits ein Verfahren wegen Verhetzung eingebracht hatte (das aber eingestellt wurde).

Ein Türke hätte seinen Sohn sexuell missbraucht und sei mit der Begründung freigesprochen worden, das sei eine Familientradition gewesen, erklärte Krauss öffentlich. Nachsatz: Das zeige, dass Türken von heimischen Gerichten nichts zu befürchten hätten. Nur: Der betreffende Vater war kein Türke, der Sohn wurde auch nicht missbraucht, wie sich im Prozess herausstellte – und damit hatte Krauss die Klage wegen Verhetzung am Hals.

Von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) forderte Krauss, der Mitglied der deutschnationalen, schlagenden Burschenschaft Aldania ist: Ausländer „mit türkischem Blut“ sollten „zurück in die Heimat“ geschickt werden. Er organisierte auch eine Protestveranstaltung „gegen die Asylbetrüger“, wie er die Besetzer der Votivkirche nannte. Die Demo wurde in letzter Minute von der Partei gestoppt, nachdem sich zahlreiche Rechtsextreme an die Demo anhängen wollten. Für Kinderschänder forderte er eine „chemische Kastration“.

Derartige Aktionen werden in der Partei mit Milde gesehen. Manchmal gehe seine Jugend eben mit ihm durch, heißt es in hohen FPÖ-Kreisen. Er sei nominiert worden, weil er jung sei, das Schulsystem noch gut kenne und sich Anerkennung durch seine sehr gute Arbeit im Bezirk erworben habe. Als persönlicher Referent von Wiens FP-Klubchef Johann Gudenus habe er sich auch bewährt – nun sei es an der Zeit zu sehen, ob er sich auch in einer höheren Funktion bewähren könne.

Seine politische Linie als Vizepräsident des Stadtschulrates hat Krauss übrigens schon in der Vergangenheit vorgezeichnet. Migranten müssten in eigenen Ausländerklassen untergebracht werden, „damit die Österreicher nicht unter die Räder kommen“.

ZUR PERSON

Maximilian Krauss(geb. 1993) ist seit Dienstag Wiener Vize-Stadtschulrat. Der Jus-Student startete seine Laufbahn beim RFJ-Josefstadt und ist seit 2012 Mitglied im erweiterten Landesvorstand der FPÖ Wien. [ FPÖ Wien ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2014)

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