Hotels: „Wien hat eine Angebotsblase“

Hotel Imperial
Hotel Imperial(c) Hotel Imperial - Krause, Johansen
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Starwood-Chef Michael Wale erklärt, warum das Imperial plötzlich frech und jung sein will, wie er auf die vielen neuen Luxushotels in Wien reagiert, und was Wien tun könnte, um zu Destinationen wie Paris oder London aufzuschließen.

Wien. Das altehrwürdige Imperial. Das Hotel, in dem die Staatsgäste residieren. Sehr nobel, aber ein wenig gestrig, ein wenig verstaubt? Vorigen Dienstag war davon wenig zu bemerken, mit lauter Partymusik, einem schrägen Film und Wiener Szene-Größen feierte es das Ende der Renovierung. Michael Wale, Manager der Starwood-Gruppe, erklärt, warum das Hotel plötzlich jung sein will.

Was steckt denn hinter dem neuen Image, das dem Imperial verpasst werden soll?

Michael Wale: Das Hotel hat 140 Jahre Geschichte, wir starten das nächste Kapitel. Wir werden wohl nicht die letzten Besitzer sein, aber in unserer Zeit müssen wir es frisch und lebendig halten. Dazu muss man von Zeit zu Zeit Statements setzen, neue Geschichte schreiben, darum ist es bei der Party gegangen. Imperial bleibt Imperial, aber wir wollten auch etwas machen, das die Leute nicht erwarten. Und wir wollen das Hotel für die Wiener offener machen, die Bar, das Herz des Hotels, die bisher eher ruhig war, und den Eingang zur Seite des Musikvereins beleben.

Reagieren Sie so auch auf die wachsende Konkurrenz in Wien?

Wir haben die schönsten Hotels, das Imperial, das Bristol, und mit dem Le Méridien ein zeitgenössisches Haus. Wir haben eine gute Position, aus der wir die Neuankömmlinge in Wien positiv sehen: Wettbewerb tut gut, wir müssen härter arbeiten, und jedes Hotel bringt neue Gäste mit nach Wien. Auch wir leisten unseren Beitrag, etwa mit der Party, zu der wir 120 Medien aus aller Welt geholt haben. Wien hatte zuletzt einen Gästezuwachs von sechs, sieben Prozent pro Jahr. Das sind doch gute News.

Noch stärker gewachsen ist aber die Zahl der Luxushotelbetten. Diese bleiben leer, Preise sinken. Ihre Strategie?

Das Imperial gibt es seit 140 Jahren, es wird in 140 Jahren noch da sein. Das jetzt ist eine kurzfristige Entwicklung, die wir oft sehen. Meine Strategie ist persönliches Service, um Stammgäste – und das sind bei unseren Luxusmarken 65 Prozent – nicht zu verlieren.

Andere senken ihre Preise.

Auch das sehe ich als kurzfristige Entwicklung. Und eine Frage von Angebot und Nachfrage: Die Preise fallen nur eine gewisse Zeit. Wir arbeiten in einer langfristigen Branche und lassen das Business laufen wie bisher.

Wie stabilisiert sich die Situation? Wie kann Wien zu anderen Städten aufholen?

Wien muss mehr Nachfrage schaffen, gut erreichbar sein, für gute Flugverbindungen sorgen, es den Leuten leicht machen zu kommen. Ein erster Schritt ist es, das passende Angebot zu schaffen, das passiert auch mit den neuen Hotels. Der nächste Schritt sind neue Märkte: Der Business-, Incentive- oder Meetingmarkt. Paris oder London haben dieses Geschäft das ganze Jahr. Und noch ein Unterschied zu London oder Paris: Schon als ich vor zehn Jahren ein Wochenende nach Wien gekommen bin, war ich schockiert, dass alle Geschäfte zu waren. Wir sind also klar für die Sonntagsöffnung. Das Fazit: Wien hat im Moment eine Angebotsblase. Das hatten andere Städte auch, das geht vorbei. Die Nachfrage wird kommen.

Wann wird sich der Markt stabilisieren?

Ohne eine Kristallkugel zu haben: Gewöhnlich ist es ein Prozess von drei bis fünf Jahren, bis sich das Geschäft stabilisiert.

Wer soll die zusätzlichen Betten füllen?

Es öffnen sich laufend neue Märkte. Ich glaube, wir stehen am Beginn einer neuen, goldenen Zeit des Reisens. Wir haben viele aufkommende reiche Menschen weltweit, die reisen: Inder, Brasilianer, Chinesen. Chinesische Touristen sind in absoluten Zahlen noch nicht viele, aber sie verdoppeln sich jedes Jahr. Auch aus arabischen Ländern haben wir viele Stammgäste in Wien. Und – wir beobachten einen großen Wandel: Luxusreisen sind nicht mehr nur für ältere Leute. 85Prozent unserer Luxusgäste sind zwischen 30 und 50. Die Gäste werden jünger, es geht weniger formal zu. Und Luxus ist ein gutes Geschäft: Nach 2008 sind die Luxusmarken noch stärker zurückgekommen, sie wachsen stärker als andere Segmente.

Wie sehr spüren Sie den Rückgang russischer/ukrainischer Touristen in Wien?

Der Rückgang ist für alle Branchen stark. Auch für uns, ja, aber die Zuwächse bei Arabern, Chinesen, Japanern machen das wett. Russen lieben Marken, sie lieben Luxus, reisen gern – und sie sind schnell in Österreich. Langfristig wird das also weitergehen. Auch da gilt: Wir arbeiten langfristig und haben schon viele geopolitische Krisen hinter uns.

Wären weitere Hotels in Wien oder dem Rest Österreichs für Sie interessant?

Ja, aber da gibt es keine konkreten Pläne. In Wien müssen wir den Markt beobachten. Wir sind im Luxusbereich stark, vielleicht könnte eine Mittelklassemarke funktionieren.

ZUR PERSON

Michael Wale ist Präsident der Starwood-Gruppe für die Regionen Europa, Afrika und Nahost. Der Brite, er lebt heute in Brüssel, ist damit für 250 Hotels in 60 Ländern verantwortlich.

Starwood ist einer der größten Hotelkonzerne der Welt. In Österreich gehören acht Hotels zur Gruppe, in Wien das Hotel Imperial, das Bristol und das Le Méridien. [ Hombauer]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2014)

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