Wien-Wahl: ÖVP will zweite Stadthalle und U-Bahn ins Umland

ÖVP-Spitzenkandidat Manfred Juraczka.
ÖVP-Spitzenkandidat Manfred Juraczka.Die Presse
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ÖVP-Obmann Manfred Juraczka will mit „50 Projekten für Wien“ auf Stimmenfang gehen: Die Ideen reichen vom U-Bahnausbau über neue Hochschulen, eine Hochschwebebahn bis zum ganzjährigen Eislaufplatz.

Wien. „Niveau ist keine Sonnencreme. Wir werden sicher nicht nur Hackln werfen, sondern einen guten Wahlkampf mit konkreten Themen führen“, sagt Stadtrat Manfred Juraczka (ÖVP) am Donnerstag, als er das Wahlprogramm seiner Partei vorstellte. Konkret möchte Juraczka mit „50 Projekten für Wien“ einem prognostizierten Stimmenverlust entgegenwirken.

Wienweit präsentierte er vier Ideen: Eine davon ist ein neuer Forschungscluster, der den Standort Wien stärken soll. Juraczka wünscht sich die Entstehung einer Fachhochschule für Biotechnologie in Simmering sowie Universitätsstandorte in Aspern. Diese sollen sich einerseits der Energieforschung widmen, andererseits soll die bereits geplante „Aspern Sports Area“ eine Hochschulausbildung im Sportbereich bieten. Diese Idee richtet sich aber in erster Linie an den Bund – genauer gesagt an Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), in dessen Kompetenzbereich Hochschulen fallen.

Vor der Sommerpause kündigte Juraczka an, sich im Wahlkampf besonders um Unternehmen kümmern zu wollen – der Wirtschaftsstandort müsse wieder gestärkt werden, da Betriebe abwandern würden. Wichtig sei darum, dass Gewerbeflächen innerhalb der Stadtgrenzen ausgebaut würden. Dazu sollen bislang ungenützte Flächen der Stadt für Produktion und Gewerbe erschlossen werden.

Weiters fordert Juraczka einen neuen Mobilitätsplan – vor allem der U-Bahnausbau nach Niederösterreich solle forciert werden. „Niederösterreich will das schon seit Langem, aber die Stadt hat kein Interesse daran“, sagte Juraczka. Tatsächlich gibt es seit Jahren Diskussionen um die U-Bahn-Verlängerung, die beiden Bundesländer konnten sich bisher über die Finanzierung aber nicht einigen. Ein Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ist für Juraczka aber unabdingbar, wenn man den Einpendlerverkehr aus der Stadt haben möchte.

Neben den vier stadtweiten Großprojekten will die ÖVP jeweils zwei Projekte pro Bezirk umsetzen. Die „neuen“ Ideen sind teilweise alte Forderungen – die nicht immer unbedingt von der ÖVP kamen.

So wünscht sich Juraczka etwa eine „Überplattung der U4 im Bereich Meidling-Längenfeldgasse“, um mehr Grünraum zu schaffen. Ein derartiges Projekt wird mit den Wiental-Terrassen gerade in Margareten realisiert und ist ursprünglich eine grüne Idee.

Ebenfalls eine ursprünglich grüne Forderung ist jene nach einer „Mini-Mariahilfer-Straße“ in jedem Bezirk. Die ÖVP, die als einer der härtesten Gegner der Mariahilfer Straße und vor allem der Begegnungszone gilt, wünscht sich nun gerade eine ebensolche in der Reindorfgasse in Rudolfsheim-Fünfhaus. Die Verkehrsberuhigung soll das Grätzel rund um den Schwendermarkt attraktivieren. Am Alsergrund soll der Gürtel bei der U-Bahnstation Nußdorfer Straße für mehr Freiraum untertunnelt werden. Das ist eine Uraltforderung von Döbling-Bezirksvorsteher Adi Tiller (ÖVP), die schon in den 1980er-Jahren abgelehnt wurde. Die geschätzten Kosten betragen rund 100 Mio. Euro. Ebenso wäre die geplante Seilschwebebahn auf die Sophienalpe, die sich Juraczka wünscht, wohl ein eher kostspieligeres Vorhaben. Deutlich billiger wäre da schon der ganzjährige Kunsteislaufplatz in Mariahilf oder ein Jugendzentrum in der Ruckergasse in Meidling.

Geld durch Verwaltungsreform

Auch in Transdanubien soll sich einiges tun: Der Donaustadt-ÖVP-Spitzenkandidat und Cafétier Berndt Querfeld wünscht sich für seinen Bezirk eine Art „Hauptbibliothek“, die außerdem eine Mehrzweckhalle für Sportevents sein soll. Auch in Floridsdorf denkt die ÖVP eine „zweite Stadthalle“ an, um kulturelle Großevents veranstalten zu können. Finanzieren will Juraczka die 50 Projekte durch effektiveren Einsatz der Mittel sowie durch eine Verwaltungsreform, „die locker 200 Millionen Euro im Jahr bringen könnte“. (ath)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2015)

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