RH-Kritik an langen Wartezeiten auf Strahlentherapie in Wien

Laut dem Bericht des Stadtrechnungshofs kommt es bei zwei Drittel der Patienten zu kritischen Wartezeiten. Die Wiener Opposition und die Grünen fordern mehr Geräte zur Strahlentherapie.

Der Wiener Stadtrechnungshof kritisiert die langen Wartezeiten auf Strahlentherapie in Spitälern des Wiener KAV. Bei knapp zwei Drittel aller Patienten sei es 2015 zu kritischen Wartezeiten gekommen, die zu Beeinträchtigungen bei Therapieerfolgen, Verschlechterungen von Heilungschancen, psychischen Belastungen und Folgekosten führen konnten, heißt es in einem am Mittwoch erschienen Prüfbericht.

Hauptgrund für die langen Wartezeiten seien fehlende Geräte. 2015, dem Zeitpunkt der Überprüfung, waren in Wien elf sogenannte Linearbeschleuniger zur Strahlentherapie im Einsatz. Im Rahmen des "Regionalen Strukturplan Gesundheit Wien" (RSG) seien jedoch zwölf Geräte für das Jahr 2015 geplant gewesen. Dabei sei diese Anzahl bereits niedrig angesetzt gewesen, kritisierte der RH. Eine Berechnung anhand der Richtwerte des "Österreichischen Strukturplan Gesundheit" (ÖSG) habe für den Bevölkerungsstand von Wien eine Anzahl von 13 bis 18 strahlentherapeutischen Großgeräten ergeben. Darüber hinaus gebe es einen Anteil von 30 Prozent der Patienten, die ihren Hauptwohnsitz außerhalb Wiens haben.

"Mit der zum Zeitpunkt der Einschau vorhandenen Anzahl an elf Linearbeschleunigern war eine ausreichende Versorgung daher schwer sicherzustellen", heißt es im Prüfbericht. Die Strahlentherapie sei im Vergleich oft patientenfreundlich und kostengünstig. Wegen mangelnder Kapazitäten würde aber oft anderen Therapieformen der Vorzug gegeben.

62 Prozent der Behandlungen starten zu spät

Nur in rund 38 Prozent der Fälle sei der erste Bestrahlungstermin innerhalb des Sollzeitraums gelegen. In rund 62 Prozent sei es zu über diesen medizinisch vertretbaren Zeitraum hinausgehenden kritischen Wartezeiten im Ausmaß von bis zu mehreren Wochen gekommen. Grundlage für die Auswertung waren Aufzeichnungen der Krankenanstalten über 1.200 Patienten aus dem ersten Quartal des Jahres 2015. Der Stadtrechnungshof empfahl dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) daher eine bedarfsorientierte Erhöhung der Geräteanzahl sowie eine effizientere Personalplanung. In einer im Bericht enthaltenen Stellungnahme versprach der KAV, den Empfehlungen nachzukommen. Ein endgültiger Richtwert in Bezug auf die Anzahl der Linearbeschleuniger könne jedoch erst gebunden an die Vorgaben des in Novellierung befindlichen ÖSG festgelegt werden. In Bezug auf die Wartezeiten meinte der KAV, dass dieser Zeitraum in den allermeisten Fällen für andere Therapieformen genutzt werde.

Scharfe Kritik von FPÖ, Grünen, ÖVP und Neos

Scharfe Kritik kommt am KAV kommt auch von der Opposition und den Wiener Grünen. Sie forderten den KAV auf, die Anzahl der strahlentherapeutischen Geräte zu erhöhen. "Dass es statt der erforderlichen 13 bis 18 Strahlentherapeutischen Geräte derzeit nur 11 bzw. 12 Geräte gibt, die zur Verfügung stehen, ist für die wartenden PatientInnen unverständlich", sagte Birgit Meinhard-Schiebel, Gesundheitssprecherin der Grünen Wien, in einer Aussendung. "Der Krankenanstaltenverbund muss sich dringendst für die Erhöhung der Linearbeschleuniger einsetzen", forderte sie.

"Es ist ein Skandal, wie Wiener Krebspatienten hier vernachlässigt werden", reagierte der FPÖ-Gemeinderatsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Wiener Gesundheitsausschusses, Günter Koderhold, laut Aussendung. Das SPÖ-geführte Gesundheitsressort habe es jahrelang verabsäumt, auf die rasch wachsende Stadt und den dadurch rasant steigenden Bedarf an medizinischen Geräten zu reagieren.

Neos: "Skandalöse Unterversorgung"

Auch die Klubobfrau der Wiener NEOS, Beate Meinl-Reisinger, sprach in einer Aussendung von einer "skandalösen" Unterversorgung. "So ruiniert Rot-Grün die öffentliche Gesundheitsversorgung in dieser Stadt", meinte sie und forderte ebenfalls, die Anschaffung weiterer Strahlentherapiegeräte sofort in die Wege zu leiten. "Völlig fassungslos" reagierte auch die Gesundheitssprecherin der Wiener ÖVP, Ingrid Korosec. "Hier wird mit der Gesundheit und sogar auch mit dem Leben der Patientinnen und Patienten gespielt", sagte Korosec. "

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