Straßenstrich am Alsergrund: „Kein Thema mehr“

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Symbolbild(c) FABRY Clemens
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Umstrittene Erlaubniszone. Als letzter Bezirk erteilte nun auch der Alsergrund der geplanten Straßenprostitution zwischen Wirtschaftsuniversität und Bundeskriminalamt eine Absage. Reaktionen im Grätzel waren heftig.

Wien/Stög. Am Alsergrund wird es keine genehmigte Straßenprostitution geben. Der Bezirk lehnte am 29.Februar als letzter betroffener Bezirk den Vorschlag, eine sogenannte Erlaubniszone einzurichten, ab. Wie berichtet, sollen durch das am 1.November in Kraft getretene neue Wiener Prostitutionsgesetz Wohngebiete entlastet werden. Daher war vorgeschlagen worden, in einigen Bezirken (Neubau, Alsergrund, Rudolfsheim-Fünfhaus) Erlaubniszonen einzurichten, in denen die Straßenprostitution ausgeübt werden darf.

Im Neunten dafür vorgesehen war der Bereich Nordbergbrücke/Josef-Holaubek-Platz (siehe oben stehende Grafik), ein tagsüber stark frequentierter Straßenzug zwischen Wirtschaftsuniversität und Bundeskriminalamt. Die Reaktionen auf diesen Vorschlag waren heftig, wie Sascha Göbel, Büroleiter von Bezirksvorsteherin Martina Malyar (SPÖ), der „Presse“ berichtet. „Wir haben viele Briefe und E-Mails von besorgten Bürgern erhalten. Die meisten äußersten Sicherheitsbedenken, andere sprachen von einer Abwertung des Bezirkes“, erklärt Göbel.

Selbst Christoph Badelt, Rektor der Wirtschaftsuniversität (WU), schrieb in dieser Causa einen Brief an die Bezirksvorstehung. Er argumentierte mit einem möglichen Imageschaden für die WU und befürchtete Sicherheitsprobleme – vor allem in der Tiefgarage – für Studenten und Mitarbeiter.

„Für uns hat sich das alles erledigt, die Erlaubniszone ist kein Thema mehr“, meint Göbel nun. Auf die von manchen Seiten geäußerte Kritik, der Bezirk habe sich bei seiner ablehnenden Stellungnahme zu lange Zeit gelassen, entgegnet Göbel: „Wir wollten fundierte Informationen haben und keinen Schnellschuss machen.“

Grüne wollen wienweite Lösung

Letztendlich haben sich aber auch die Bezirks-Grünen gegen den Straßenstrich in diesem Bereich ausgesprochen. Und das, obwohl im Landtag SPÖ und Grüne maßgeblich das neue Prostitutionsgesetz ausverhandelt haben. „Das vorgeschlagene Areal entlang der Nordbergbrücke hat keinen Sinn, weil dort bis Mitte 2015 eine Baustelle sein wird“, argumentierte Momo Kreutz, grüne Bezirksvorsteherin-Stellvertreterin vom Alsergrund. Dennoch werde sich der neunte Bezirk bei der Straßenprostitution „nicht aus seiner Verantwortung stehlen und an einer wienweiten Lösung mitarbeiten“, sagt Kreutz.

Die Polizei wird in den nächsten Wochen genauer beobachten, ob der Straßenstrich durch das neue Gesetz nun – wie vorausgesagt – aus den Wohngebieten gedrängt wurde. Im Bereich der Äußeren Mariahilfer Straße würden durch das mildere Wetter bereits wieder erste Anzeichen der Straßenprostitution sichtbar, berichtet ein Anrainer der „Presse“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2012)

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