Frankreich: Flirtende Politiker befürchten "Hollande-Effekt"

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Ein Magazin druckte Fotos von Händchen haltenden Ex-Ministern ab und wurde prompt geklagt. Nach der publik gewordenen Liebesaffäre des Präsidenten wollen Politiker ihre Privatsphäre mit allen Mitteln schützen.

Paris. Dass das Klatschblatt „Paris Match“ Fotos von zwei flirtenden Ex-Ministern auf der Titelseite abdruckte, könnte es teuer zu stehen kommen: Ex-Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg und die frühere Kulturministerin Aurélie Filippetti haben gegen die Illustrierte eine Klage eingereicht.

Die beiden früheren Regierungsmitglieder sind Ende August wegen politischer Meinungsverschiedenheiten aus dem Ministerkabinett von Premier Manuel Valls ausgeschieden. Der Öffentlichkeit war allerdings bisher nicht bekannt, dass die beiden ein Paar sind: Jetzt allerdings ist ganz Frankreich über diese politische „Love Story“ informiert.

„Pech in der Politik ...“

Auf den Bildern sind die sichtlich verliebten Filippetti und Montebourg in San Francisco zu sehen, wie sie Hand in Hand spazieren gehen oder eng umschlungen Selfies knipsen. Die Leser von „Paris Match“ gönnen den beiden ehemaligen Ministern ihr Glück: „Pech in der Politik, Glück in der Liebe“, heißt es in Leserbriefen und Postings.

Ihre Klage begründen die beiden Politiker mit der Verletzung ihrer Intimsphäre durch die „gestohlenen“ Bilder ihrer trauten Zweisamkeit. Doch es dürfte den Ex-Regierungsmitgliedern auch ums Prinzip gehen.

Wie sehr das Image eines Politikers durch Enthüllungen über sein Privatleben Schaden nehmen kann, hat ganz Frankreich gerade erst am Fall von Staatspräsident François Hollande erlebt: Dessen Trennung von der ehemaligen Journalistin Valérie Trierweiler – wegen einer Affäre des Staatschefs mit der Schauspielerin Julie Gayet – wurde in allen Medien bissig kommentiert und hatte katastrophale Folgen für die bereits schlechten Umfragewerte François Hollandes.

Einen anderen Grund zu Heimlichtuerei haben die beiden ehemaligen Minister wohl kaum. Verheiratet ist weder Montebourg, der sich nach seiner Trennung von der Fernsehjournalistin Audrey Pulvar mit der Schauspielerin Esla Zylberstein getröstet hatte, noch Filippetti, die erst mit dem prominenten Ökonomen Thomas Piketty lebte und später mit dem oppositionellen UMP-Politiker Frédéric de Saint-Sernin.

Doch offenbar fürchtet vor allem Ex-Ministerin Filippetti, dass die nun öffentlich gewordene Beziehung ihrer Karriere schaden könnte: Laut Gerüchten befürchtet sie, man werde ihr nun nachsagen, sie habe die Regierung nicht aus politischer Überzeugung, sondern bloß aus Liebe zu Montebourg verlassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2014)

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