Frankreich: Ex-Premier Fillon wollte Sarkozy angeblich ausbooten

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Angeblich wollte Francois Fillon die Untersuchungen der Bygmalion-Affäre beschleunigen. Der Ex-Premier Fillion sieht sich indes als Komplott-Opfer und will die Zeitschrift Le Monde klagen.

Frankreichs konservativer Ex-Premier Francois Fillon ist durch Presseberichte über ein Treffen mit dem aktuellen Büroleiter des sozialistischen Präsidenten Francois Hollande unter Druck geraten. Jean-Pierre Jouyet erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag, dass Fillon mit ihm über Ermittlungen gegen den früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy gesprochen habe.

Sarkozy gehört der selben Partei an wie Fillon und gilt als wahrscheinlicher Rivale bei der Präsidentschaftswahl 2017. Jouyet schrieb in einer Erklärung an AFP, dass Fillon bei einem Treffen im Juni mit ihm über die sogenannte Bygmalion-Affäre gesprochen habe, in der es um die Finanzierung von Sarkozys Wahlkampf 2012 geht. Jouyet betonte aber, er habe Fillon gesagt, der Elysee-Palast werde sich nicht in laufende Verfahren einmischen. Damit vollzog der Generalsekretär des Elysee-Palastes, der unter Fillon Minister war, eine Kehrtwende. Er hatte zuvor noch gesagt, sie hätten nicht über Sarkozys Justizprobleme gesprochen.

Fillon wollte Rückkehr Sarkozys verhindern

Zwei Journalisten der Zeitung "Le Monde" hatten in einem Buch erstmals über das Treffen Fillons und Jouyets geschrieben. Gerard Davet und Fabrice Lhomme schildern darin, wie Fillon am 24. Juni in einem Restaurant den Büroleiter Hollandes dazu drängt, das Vorgehen gegen Sarkozy wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentlicher Mittel zu beschleunigen. Fillon habe gefordert, "schnell zuzuschlagen", weil sonst eine politische Rückkehr des abgewählten Sarkozy drohe.

Fillon bezeichnete die Berichte am Sonntag als "Komplott". Der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" sagte Fillon, er werde wegen dieser "unglaublichen Angriffe" gegen die beiden "Le -Monde"-Journalisten und gegen die Zeitung selbst wegen Beleidigung klagen. Fillon war während der Präsidentschaft Sarkozys von 2007 bis 2012 französischer Premierminister. Seitdem haben sich die beiden konservativen Politiker jedoch entfremdet.

Fillon als Bewerber zur Präsidentschaftswahl

Fillon, Sarkozy und der ehemalige Regierungschef Alain Juppe gelten als wahrscheinliche Bewerber um die Kandidatur der konservativen Partei UMP (Union für eine Volksbewegung) bei der Präsidentschaftswahl 2017. Sarkozy hatte im September seine Rückkehr in die aktive Politik verkündet. Allerdings kämpft er mit einer Reihe von Ermittlungen wegen der Finanzierung seines Wahlkampfs bei der Präsidentschaftswahl 2012, die er letztlich an den Sozialisten Hollande verlor.

Die Affäre um Fillon und Jouyet könnte auch Hollande schaden, der ohnehin seit Monaten in einem Umfragetief steckt. Der UMP-Politiker Bruno Le Maire forderte am Sonntag den Rücktritt von Jouyet, da er die Franzosen "angelogen" habe. Seit zwei Jahren sei "die Lüge eine Regierungsmethode" geworden, er werde diese Affäre nicht einfach vorbeigehen lassen.

(APA/AFP)

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