Interview. Claudia Dantschke, Islamismus-Forscherin in Berlin, hält den in Wien festgenommenen Prediger Ebu Tejma für eine international relevante Figur.
Die Presse: Bei einer Razzia wurde offenbar Prediger Ebu Tejma festgenommen.
Claudia Dantschke: Endlich! Er ist der geistige Brandstifter, der Jugendlichen die religiöse Legitimation gegeben hat, nach Syrien zu gehen. Er hat ihnen erzählt, dass in einer Zeit, in der der Islam überall angegriffen wird, der Jihad eine individuelle Pflicht ist. Und dass auch Mädchen gehen können. Das hat er immer wieder über seinen sogenannten Islamunterricht über Paltalk (Chatservice im Internet, Anm.) gepredigt.
Wie groß ist sein Einfluss aus internationaler Sicht?
Er gehört zur militanten Kameradschaftsszene, steht für das Phänomen des Pop-Jihadismus. Und er hat durchaus eine Relevanz im deutschsprachigen Raum. Da ist er ein Partner im Netzwerk der Organisation „Die wahre Religion“, die gezielt Jugendliche zum salafistischen Islam bekehren will, etwa mit der Verteilaktion von Koranen. Und er hat auch Verbindungen nach Ex-Jugoslawien – er selbst hat ja einen serbisch-bosnischen Hintergrund. Da ist er sicher ein Dreh- und Angelpunkt.
Es heißt, dass er kurz davor war, nach Syrien auszureisen.
Das wundert mich nicht. Er predigt das ja schon seit langer Zeit. Wahrscheinlich hat er auch gemerkt, dass er in Österreich nicht mehr weiter rekrutieren kann – er ist ja auch schon aus Moscheen rausgeschmissen worden. Zuletzt hat er nur noch über das Internet gearbeitet, er hatte keine Auftrittsmöglichkeiten mehr. Vielleicht war ihm das dann auch zu wenig.
Was bedeutet seine Festnahme für die Lage in Österreich?
Jetzt kehrt erst einmal Ruhe ein. Viele Muslime in Österreich werden dankbar sein, dass dieser Brandstifter einmal aus dem Verkehr gezogen ist.
Zur Person
Claudia Dantschke ist Leiterin der Berliner Beratungsstelle Hayat. Sie beschäftigt sich vorrangig mit dem Thema Islamismus und Jugendliche.