Der Außenminister wird im Vatikan Gespräch über die Themen Religionsfreiheit und Dialog der Religionen führen.
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) trifft am Mittwoch im Vatikan auf Papst Franziskus. Auch mit Erzbischof Paul Richard Gallagher, dem vatikanischen "Außenminister", ist ein Gespräch angesetzt. Im Mittelpunkt des Treffens werden die Themen Religionsfreiheit und Dialog der Religionen stehen – sowie die Zukunft des Wiener „König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ (KAICIID). Letzteres berichtet der „Kurier“ am Dienstag. Immerhin ist der Vatikan Vertragspartner des Zentrums.
Außenminister Kurz, der ebenso wie Bundespräsident Heinz Fischer an ein erneuertes Dialogzentrum glaubt, will vor allem eine Einigung darüber, dass die Religionsfreiheit von allen anerkannt werde, heißt es in dem Bericht.
Die Causa im Detail: Im Oktober 2014 war die frühere Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) in einem Interview im Magazin "profil" über ihre Arbeit als Generalsekretärin des Zentrums in die Bredouille geraten. Damals hatte sie auf eine Frage zur Todesstrafe gesagt, dass in Saudiarabien nicht jeden Freitag geköpft werde. Mittlerweile ist sie von ihrem dortigen Posten zurückgetreten. Weiters geriet das Zentrum in der Causa Badawi in Kritik. Der Blogger Raif Badawi war zu zehn Jahren Haft, 1000 Stockhieben und einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er in einem Internetforum den Islam beleidigt haben soll. 50 Stockhiebe hat er Anfang Jänner erhalten, die weiteren Tranchen wurden "aus gesundheitlichen Gründen" bisher immer wieder verschoben. In Österreich hatte daraufhin unter anderem Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) eine Verurteilung der Bestrafung durch das Zentrum gefordert. Dieses weigert sich aber bis heute, das zu tun.
Grüne und SPÖ drängen nun auf eine Schließung des Zentrums, während die ÖVP auf die negativen Folgen eines solchen Schrittes - Stichwort Wirtschaftsbeziehungen zu Saudiarabien und Rolle Wiens als Sitz der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) – verweist. Im Februar und März folgten einige Sitzungen zwischen Österreich und dem KAICIID, eine weitere entscheidende Tagung soll im April klären, wie es im Konflikt weiter geht.
Abdullah-Zentrum
Der Gründungsvertrag des "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrums für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" (KAICIID) wurde 2011 von Vertretern Österreichs, Spaniens und Saudiarabiens unterschrieben, der Vatikan hat im Gremium der Vertragsparteien Beobachterstatus. Den Austritt aus dem Abdullah-Zentrum kann die Republik Österreich jederzeit deponieren und sich mit einer Frist von drei Monaten aus der Organisation zurückziehen - allein abschaffen kann sie das Zentrum aber nicht.
Das Zentrum bezieht seine Finanzierung von Saudiarabien. Das Königreich hat dem Zentrum bei seiner Gründung für die Zeit bis Ende 2015 eine Förderung von zehn bis 15 Millionen Euro zugesichert. Geleitet wird das KAICIID von einem Board of Directors, das aus Vertretern der großen Weltreligionen und Kulturen besteht.
>> Bericht der Tageszeitung "Kurier"
(Red./APA)