Der Präsident des europäischen Parlaments sieht die zögerliche Haltung anderer EU-Staaten als Retourkutsche für Deutschlands Politik in der Schuldenkrise.
Im europäischen Streit über die Flüchtlingskrise zahlt Deutschland aus Sicht von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz den Preis für die Haltung des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble in der Schuldenkrise. "Es mag zynisch sein, aber es ist gerade Payback-Time in Brüssel, jetzt kriegen wir die Quittung für dieses Verhalten", sagte der Deutsche gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die harte Haltung vieler EU-Staaten in der Flüchtlingskreise wertete Schulz als Retourkutsche an das Berliner Finanzministerium.
Schäuble sei "für viele eine Reizfigur". Wenn man nur auf seine Auslegung von Regeln poche, wirke man schnell oberlehrerhaft, erklärte der EU-Parlamentspräsident. In der Finanzkrise hätten manche in Deutschland "mächtig die Muskeln spielen lassen". Sie hätten versucht, "den anderen einzuhämmern, sich ein Beispiel am deutschen Modell zu nehmen".
Wer zahlt drei Milliarden für die Türkei?
Vor dem EU-Türkei-Gipfel am Sonntag ist noch unklar, ob die geplanten Hilfen von drei Milliarden Euro für die Türkei gleichmäßig auf alle EU-Staaten verlagert werden oder der größte Teil auf Deutschland entfällt.
Bisher sperren sich etliche EU-Länder gegen den deutschen Druck, ebenfalls in nennenswerten Umfang Menschen aufzunehmen. Die Adressaten seien dabei nicht die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel, sondern "gewisse Leute in der Berliner Wilhelmstraße", also dem Amtssitz von Finanzminister Schäuble