China: Blinder Aktivist verlässt die US-Botschaft

Chen Guangcheng
Chen Guangcheng(c) AP (Kin Cheung)
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Sechs Tage nach seiner Flucht aus dem Hausarrest wurde Chen Guangcheng in eine medizinische Einrichtung gebracht. Die chinesische Regierung sicherte ihm einen "sicheren Aufenthalt" zu.

Der geflohene chinesische Menschenrechtsaktivist Chen Guangcheng hat die US-Botschaft in Peking verlassen. Chen sei in eine medizinische Einrichtung gebracht worden, um dann mit seiner Familie zusammenzutreffen, erklärte ein US-Beamter am Mittwoch. Auch die chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, dass der blinde Aktivist nach sechs Tagen in amerikanischer Obhut „aus freien Stücken" wieder gegangen sei. Das chinesische Außenministerium forderte daraufhin eine „Entschuldigung" dafür, dass der 40-Jährige überhaupt in die US-Botschaft gelassen worden sei.

Sowohl die USA als auch China hatten bisher über den Verbleib des Bürgerrechtlers geschwiegen. Der blinde Bürgerrechtler war nach vier Jahren Haft im September 2010 aus dem Gefängnis entlassen worden und stand seither in der Provinz Shandong unter Hausarrest. Am 22. Apirl konnte er seinen Bewachern entkommen. Der 40-Jährige sei mehrere Stunden allein durch die Straßen geirrt, bevor er sich an eine „sichere Stelle" - die US-Botschaft - bringen ließ.

Chen möchte Clinton "küssen"

Nach Angaben von Freunden wollte der Aktivist China aber nicht verlassen oder in den USA um Asyl ansuchen. Immerhin stünden seine Frau und seine Tochter weiterhin unter der Bewachung lokaler Behörden. Laut einem US-Beamten habe er am Mittwoch aber mit US-Außenministerin Hillary Clinton telefoniert. Sie ist derzeit auf Besuch in Peking. Dabei habe Chen der Politikerin gesagt: „Ich möchte Sie küssen."
Die Führung in Peking bot Chen nach US-Angaben indes einen „sicheren" Aufenthaltsort in China an. Zugleich forderte die chinesische Regierung eine Entschuldigung von den USA.

Der 40-jährige Chen ist einer von zahlreichen autodidaktischen Anwälten, die sich in China in Menschenrechtsfragen engagieren und Betroffene beraten. Er zog vor allem mit Kritik an der umstrittenen Ein-Kind-Politik den Zorn der chinesischen Führung auf sich, nachdem er erzwungene späte Abtreibungen und Sterilisierungen von Frauen aufgedeckt hatte.

(Ag./Red.)

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