Stefan Windberger: "Missverhältnis von Jung und Alt im EU-Parlament ausgleichen"

Stefan Windberger
Stefan Windberger Die Presse
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Stefan Windberger geht als Listenzweiter der Neos in die EU-Wahl und könnte einer der jüngsten Abgeordneten werden.

Wien. Stefan Windberger passt perfekt zu seinem Parteichef Matthias Strolz: Der 25-Jährige sprüht vor Elan und Tatendrang, der enthusiastische Schwung in seiner Stimme lässt sich kaum bremsen. Dass der Listenzweite der Neos bei der EU-Wahl am 25. Mai schon seit der Schülervertretung politisch engagiert ist, verwundert deshalb kaum. Der gebürtige Deutschlandsberger war Landesgeschäftsführer bei der steirischen Schülerunion und Mitbegründer der Jungen Liberalen (JuLis) im Jahr 2009.

Seit Frühjahr 2012 engagiert sich der ehrgeizige Jungunternehmer bei den Neos, nun steckt er plötzlich mitten im EU-Wahlkampf. Manchmal hat man das Gefühl, die Ereignisse der vergangenen Monate hätten den Jungpolitiker ein wenig überrollt. Dennoch wirkt Windberger alles andere als unvorbereitet – und tatsächlich stehen seine Chancen nicht schlecht, bei der konstituierenden Sitzung des EU-Parlaments am 1.Juli als jüngster Abgeordneter in die europäische Bürgervertretung einzuziehen: Zwei Mandate dürften sich letzten Umfragen zufolge für die Neos locker ausgehen.

Nur vier Mandatare unter 30

Windberger hat ein vermeintliches Manko – das Alter – zu seinem größten Vorteil gemacht, wie er selbst sagt. Denn: „Wer kann die jungen Menschen in Brüssel und Straßburg besser vertreten als einer von ihnen?“ Jeder dritte Europäer sei unter 30, erklärt er, aber von derzeit 766 Abgeordneten nur vier. „Da haben wir ein grobes Missverhältnis.“ Sein erstes Ziel als EU-Mandatar wäre es daher, die grassierende Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Drei Modelle schweben Windberger vor: einerseits die Mobilität der jungen Menschen durch Bildungsprogramme zu steigern und so Arbeitgeber und -nehmer in verschiedenen EU-Ländern besser zusammenzuführen. Außerdem müsse das duale Ausbildungssystem Österreichs auch anderen Staaten als Best-Practice-Modell dienen. Zu guter Letzt sei es wichtig, Unternehmensgründungen zu erleichtern, meint Windberger – seiner Ansicht nach ein wichtiger „Puzzleteil“ im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit.

Aber kann jemand, der in Paris, Moskau und London studiert hat, dem also offenbar von klein auf alle Möglichkeiten offen standen, die Probleme eines arbeitslosen Jungakademikers in Griechenland verstehen, der gänzlich ohne finanzielle Unterstützung von zu Hause auskommen muss? „Mein Vater ist HAK-Lehrer, meine Mutter Assistentin auf der Uni“, rechtfertigt er sich. „Ohne zahlreiche Stipendien und einen zinsfreien Kredit, der nach wie vor offen ist, hätte ich meine Studien sicher nicht machen können.“

„Vereinigte Staaten Europas“

Die internationale Erfahrung habe ihm geholfen, die Vorzüge der Union besser zu verstehen – und den Grundstein für seinen Traum der „Vereinigten Staaten Europas“ gelegt. Windberger fordert eine europäische Bürgervertretung mit Initiativrecht, eine kleinere Kommission mit 15 Mitgliedern als EU-Regierung und eine transparente Länderkammer anstelle des EU-Rats, der nur hinter verschlossenen Türen verhandelt. Gerade jetzt, da viele Menschen das europäische Projekt wieder skeptisch bis negativ bewerteten, sei der richtige Zeitpunkt für so ein Vorhaben, meint Windberger optimistisch. Seine Augen leuchten wie die eines Politikers, der noch nicht viele Enttäuschungen einstecken musste.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)

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