Thalys-Schütze war laut Anwältin auch in Österreich

Das vereitelte Attentat in einem Thalys-Zug wirft Fragen in der europäischen Sicherheitspolitik auf.
Das vereitelte Attentat in einem Thalys-Zug wirft Fragen in der europäischen Sicherheitspolitik auf.(c) REUTERS
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Der Mann reiste frei durch den Schengen-Raum. Der deutschen Bundespolizei fehltedie rechtliche Handhabe zur Festnahme des mutmaßlichen Jihadisten.

Immer mehr Details über den mutmaßlichen Terroristen Ayoub K. bekannt, der im Schnellzug von Paris nach Brüssel um sich geschossen hatte. Laut der französischen Anwältin Sophie David, die den aus Marokko stammenden Schützen aus dem Thalys-Zug vertritt, hat sich der Verdächtige vorübergehend auch in Österreich aufgehalten.

Nach Angaben von "Spiegel Online" von Montag berichtete David, Ayoub K. habe ihr erzählt, er sei in den vergangenen sechs Monaten zwischen Spanien, Belgien, Deutschland und Österreich herumgereist und habe sich auch kurzzeitig in Frankreich und Andorra aufgehalten. Er besitzt demnach eine gültige Aufenthaltserlaubnis für die europäische Schengenzone. Warum er durch diese Länder reiste und was er dort tat, habe er jedoch nicht verraten.

In Berlin kontrolliert

Dazu passt auch die Meldung der rbb-Abendschau. Bei einer Reise über Berlin am Flughafen Tegel soll Ayoub K. einen Alarm ausgelöst. Der aus Marokko stammende Mann sei dabei am 10. Mai am Flughafen intensiv kontrolliert und befragt worden, berichtete die rbb-Abendschau am Montag unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Französische Behörden hätten den Mann zu einer verdeckten Kontrolle ausgeschrieben, ihn aber nicht als "Foreign Fighter" klassifiziert. So fehlte der deutschen Bundespolizei die rechtliche Handhabe, den Marokkaner festzuhalten. Er sei den Behörden international seit Monaten als gefährlicher Jihadist bekannt - auch den Deutschen.

Anwältin bezeichnet Verdächtigen als Räuber

Seine Anwältin hatte Ayoub Ka. mithilfe eines Dolmetschers über zweieinhalb Stunden befragt und vorübergehend rechtlich beraten. Sie stellt ihn als bewaffneten Räuber dar, der die Zugpassagiere bestehlen wollte. Er sei "wenig gebildet", aber "kein Analphabet", "verloren" - "jemand, der nicht ausreichend zu essen hat". Den Kontakt zu seinen Eltern und vier Geschwistern hat er vor einem Jahr abgebrochen. Dies bestätigte sein Vater.

Der Verdächtige spricht kein Französisch, nur Arabisch und Spanisch. Er hatte am Freitag im Thalys-Hochgeschwindigkeitszug zwischen Brüssel und Paris nach Angaben des französischen Innenministeriums mehrere Schüsse abgegeben. Fahrgäste, darunter zwei US-Soldaten, überwältigten ihn. Der Mann bestritt in seinen ersten Vernehmungen Terrorabsichten.

(APA/dpa)

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