Gesundheitsreform: "Der Hausarzt wird besser positioniert"

Ärztekammer, Wechselberger
Ärztekammer, Wechselberger(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Ärztekammer-Präsident Wechselberger begrüßt die geplanten Netzwerke und Gruppenpraxen. Beim Thema ELGA zeigt er sich neuerdings kooperativ.

Wien. Von einer „Aufwertung des Hausarztes“ will Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger zwar nicht sprechen, das wäre ihm eine Spur zu euphorisch. Allerdings würden die Allgemeinmediziner in Zukunft besser positioniert, sagt er im Gespräch mit der „Presse“.

Anlass zu diesem – für Ärztekammer-Verhältnisse ungewöhnlich positiven – Ausblick geben Wechselberger die Pläne für die Neuorganisation der Primärversorgung. Gesundheitsnetzwerke, zum (Groß-)Teil in Form von Gruppenpraxen, sollen bis 2016 den Hausarzt als Einzelkämpfer ablösen („Die Presse“ berichtete). Der Patient wird also mit verschiedenen Gesundheitsdienstleistern vernetzt, mit Therapeuten, Pflegern, Ernährungsberatern etc. Im Mittelpunkt steht weiterhin der praktische Arzt.

„Wir bekennen uns zur Stärkung der Primärversorgung“, sagt Wechselberger. Denn „die mangelhafte Vernetzung des Leistungsangebots“ sei eine der größten Schwächen des Gesundheitssystems. Einen Seitenhieb in Richtung Bund, Länder und Kassen, die den Reformprozess gemeinsam aufgesetzt haben, kann sich der Ärztekammer-Präsident dabei nicht verkneifen: „Gruppenpraxen fordern wir schon seit ungefähr 20 Jahren.“

Ende Juni muss das Konzept fertig sein, im Herbst sollen schon die ersten Pilotversuche – angeblich in Oberösterreich – beginnen. Zu klären sind allerdings noch Haftungsfragen, denn der Arzt soll der medizinisch Letztverantwortliche im Gesundheitsnetzwerk sein. Was, wenn Fehler passieren, nachdem ein Arbeitsschritt delegiert wurde? Wechselberger hat hier keine Bedenken: Die Anordnungsverantwortung solle bei den Ärzten bleiben, die anderen hätten die Durchführungsverantwortung gemäß Berufsrecht. „So ist es ja heute schon.“

Auch bei der Elektronischen Gesundheitsakte zeigt sich Wechselberger kooperativ. Die Ärztekammer habe Vertreter in Arbeitsgruppen entsandt, um die Anwendbarkeit von ELGA zu verbessern. „Außerdem hoffen die Ärzte auf eine finanzielle Unterstützung, wie von Minister Alois Stöger versprochen.“

Von der Anti-ELGA-Kampagne des Hausärzteverbandes grenzt sich Wechselberger ab: Die Ärzte müssten mit dem System leben lernen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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