Sexualerziehung: Karmasin kritisiert "Drüberfahren"

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Pornografie oder Bienen und Blumen? Ein neuer Erlass sorgt seit Wochen für Aufregung. Die Ministerinnen Karmasin und Heinisch-Hosek sind uneins.

Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) bleibt beim neuen Erlass für Sexualerziehung bei ihrer Kritik: Weil die Eltern außen vor gelassen würden, ortete sie "gewissermaßen ein Drüberfahren", wie sie am Donnerstag sagte. Sie bemühe sich in Gesprächen mit Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), dass die Eltern noch einbezogen werden.

Für Heinisch-Hosek ist es jedenfalls "hoch an der Zeit" die Sexualerziehung zu überarbeiten. Sie hatte Karmasin zuletzt nahegelegt, den Entwurf lieber einmal zu lesen. Wenn nur das die Reaktion sei, seien weiterhin einige Fragezeichen vorhanden, konterte Karmasin am Donnerstag. Selbstverständlich habe man den Entwurf genau studiert und halte ihn inhaltlich, was die Weiterentwicklung der Sexualpädagogik betrifft, für in Ordnung. Ihrer Meinung nach seien aber die Eltern zu wenig involviert worden, bekräftigte sie.

Johanna Tradinik, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, begrüßte indes den Erlass als "sehr großen und positiven Schritt". Es gehe darum, die Sexualpädagogik an die Bedürfnisse von heute anzupassen.

Während der bisherige Erlass, der auf das Jahr 1970 zurückgeht und zuletzt 1990 überarbeitet wurde, klar festgelegt hat, dass Sexualerziehung „die primäre Aufgabe der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten“ ist, macht das der neue nicht. In diesem steht geschrieben: „Zeitgemäße Sexualerziehung versteht sich heute als eine Form der schulischen Bildung (. . .)“.

Befürchtungen und Entgegnungen

Die Liste der Befürchtungen, was diese Änderung bedeuten könnte, ist lang. Das Institut für Ehe und Familie (eine Einrichtung der Bischofskonferenz) warnte zuletzt beispielsweise davor, dass Schüler „eindeutig pornografischen Inhalten, die nichts mit einfühlsamer Sexualpädagogik zu tun haben und schon gar nicht altersgerecht sein können“, ausgesetzt werden. Diese Angst rührt daher, dass im Erlassentwurf empfohlen wird, Sexual- und Medienerziehung zu verbinden und Pornografie wie auch Sexting (das Verschicken erotischer Fotos) im Unterricht zu thematisieren.

Heinisch-Hosek bezeichnete schon zuvor "kolportiere Meinungen", dass es zukünftig in der Sexualerziehung um Pornografie oder Selbstbetasten gehen solle, als "völligen Humbug". Es gehe darum, Kindern ein gutes Körperbild zu vermitteln und ihnen zu ermöglichen, "das Nein-sagen" zu erlernen. Wenn Schüler mit bestimmten pornografischen Darstellungen und Fragen dazu in die Schule kommen, dürfe selbstverständlich nicht die Reaktion kommen, dass man darüber in der Schule nicht rede.

"Wir können nicht die Augen davor verschließen, wie sich junge Menschen heutzutage informieren." Vor allem junge Burschen würden sich oft "über pornografische Videos aufklären" und Mädchen seien zunehmend damit konfrontiert, dass von ihnen Dinge verlangt werden, die sie nicht wollen, so die Ministerin. Im Trend liegt auch das sogenannte "Sexting". Damit ist das Verschicken und Tauschen von eigenen Nacktaufnahmen über das Smartphone oder im Internet gemeint. Schüler müssten auch wissen, was sie damit "für sich anrichten können".

(APA)

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