Homo-Ehe kommt - aber nicht am Standesamt

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Die ÖVP setzt sich durch: Die eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle wird nur bei den Bezirksbehörden geschlossen werden. Vizekanzler Pröll ist zufrieden. Kanzler Faymann: Auch für SPÖ ein Erfolg.

Die Regierung hat sich darauf geeinigt, dass die eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle nicht am Standesamt möglich sein wird. Am Dienstag ist das Gesetz im Ministerrat beschlossen worden. ÖVP-Chef Josef Pröll zeigte sich mit dem "gangbaren Kompromiss" zufrieden. SP-Bundeskanzler Werner Faymann meinte, die Einigung sei auch für die SPÖ ein "Erfolg".

Die Frage, bei welcher Behörde die Partnerschaft eingetragen wird, war bis zuletzt ein Knackpunkt zwischen den Regierungsparteien. Schließlich hat sich die ÖVP durchgesetzt: die Eintragung findet nicht am Standesamt sondern bei der Bezirkshauptmannschaft beziehungsweise beim Magistrat statt.

Pröll: "Gangbarer Kompromiss"

Die Lösung sei ein "gangbarer Kompromiss", meinte Pröll. Als Leiter der ÖVP-"Perspektivengruppe" hatte sich Pröll 2007 noch für eine Eintragung homosexueller Partnerschaften am Standesamt ausgesprochen. Dass dies nun an der Volkspartei gescheitert ist, sieht er allerdings nicht als Niederlage: "Ich habe es geschafft, das Thema voranzutreiben."

Faymann: "Nur so lösbar"

Faymann hob hervor, dass man "eine Reihe deutlicher Verbesserungen" für die Gleichstellung homosexueller Paare erreicht habe, deshalb sei die Einigung auch für die SPÖ "ein Erfolg". Dass die Partnerschaft nur bei der Bezirkshauptmannschaft und dem Magistrat eingetragen werden kann, sei zwar seiner Meinung nach nicht ausreichend, aber "nur so lösbar" gewesen. Wenn er sich etwas wünschen könnte, dann dass die Diskussion um das Standesamt noch nicht zu Ende sei.

Bandion-Ortner: "Keine Ehe light"

Die Justizministerin zeigte sich mit dem Kompromiss zufrieden. Letztendlich habe man in vielen Bereichen eine Gleichstellung erreicht. So erhalten homosexuelle Paare etwa pensionsrechtliche Ansprüche. Bandion-Ortner stellte klar, dass es sich bei der eingetragenen Partnerschaft nicht um eine "Ehe-Light" handle, heterosexuelle Paare sind also von der neuen Regelung ausgeschlossen.

Hosek: "Unvollendetes Werk"

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die stets für das Standesamt eingetreten war, sieht den Kompromiss einerseits "mit einem lachenden Auge", da man sich bei der Gleichstellung Homosexueller nun endlich im europäischen Mittelfeld befinde. Mit einem weinenden Auge allerdings sehe sie die Tatsache, dass eine Eintragung am Standesamt nicht möglich war. Die Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren sei nach wie vor ihr Ziel, weil es sich bei der nunmehrigen Lösung um ein "unvollendetes Werk" handle.

(APA)

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