Frauenpension: ÖVP-Frauen wollen Antrittsalter anheben

Bremer Kunstturnerinnen zeigen im Alter Hoechstleistungen
Bremer Kunstturnerinnen zeigen im Alter Hoechstleistungen(c) dapd (Joerg Sarbach)
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Die ÖVP-Frauen und der Seniorenbund treten für ein rascheres Angleichen des Pensionsantrittsalters von Frauen ein und fordern ein Anreizmodell für längeres Arbeiten. ÖGB, SPÖ und Grüne lehnen eine Angleichung ab.

Das unterschiedliche Pensionsantrittsalter von Männern und Frauen sei ursprünglich als Ausgleich von Nachteilen gedacht gewesen, erklärte Seniorenbund-Obmann Andreas Khol bei einer Pressekonferenz am Montag. Leider habe es sich aber zunehmend zu einer Hürde für Frauen entwickelt, die länger arbeiten wollen. Das Pensionsantrittsalter von Frauen müsse daher raschest an jenes der Männer angeglichen werden, forderte auch ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm. Auch die Männerpartei forderte eine "umgehende" Anpassung.

Indes sehen die ÖGB-Frauen keine Vorteile durch ein vorzeitiges Angleichen des Frauenpensionsantrittsalters. "Die Jobchancen für ältere Frauen sind schlecht und eine höhere Pension erhalten sie dadurch auch nicht", erklärte die Bundesfrauenvorsitzende Brigitte Ruprecht am Montag in einer Aussendung. Vielmehr müsste die Benachteiligung beim Einkommen und den Karrierechancen beseitigt werden. Ablehnung für den Vorstoß der ÖVP-Frauen und des Seniorenbundes kam auch von den SPÖ-Frauen und den Grünen.

Kohl will Anreize setzen

Schittenhelm bezeichnete das Antrittsalter von 60 Jahren prinzipiell als "gut", allerdings müssten Frauen auch darüber hinaus arbeiten dürfen. Khol verwies auf das Anreizmodell des Seniorenbundes, welches für jedes Jahr über 60/65 zwölf Prozent mehr Pension vorsieht: "Davon profitiert die Republik und die Pensionistin." Das von den Sozialpartnern in Bad Ischl vorgestellte Modell würde hingegen viele Frauen-Jahrgänge benachteiligen und sei erst auf die Verfassungsmäßigkeit "abzuklopfen", so Khol.

Nach derzeitigem Stand ist die Angleichung des Frauenpensionsalters an jenes der Männer für 2033 vorgesehen. "Über die Übergangsfristen muss man reden", stellte Khol fest. Derzeit befinde man sich im Diskussionsprozess, wann die Angleichung erfolgen soll, könne deshalb noch nicht gesagt werden.

Pflegefreistellung und Zuverdienstgrenze

Indes pochte Schittenhelm auf eine höhere Zuverdienstgrenze bei den ASVG-Pensionisten. Sie dürfen derzeit nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze von 374 Euro beschäftigt werden. Auch die Pflegefreistellung solle auf zwei Arbeitswochen pro Jahr angehoben und der Pflegeurlaub ausgeweitet werden. Wünschenswert wäre die Pflegefreistellung auch für berufstätige Großeltern sowie ein Pflegeurlaub von zwei Wochen pro Kind.

Was die Anrechnung von Kinderbetreuungszeiten betrifft, sollten pro Kind bis zu vier Jahre angerechnet werden, unabhängig davon, in welchem Abstand die Kinder geboren wurden. "Das wäre eine echte Verbesserung", so Schittenhelm. Die Kosten hierfür sollen aus dem FLAF herausgenommen und im Ressort Pensionen budgetiert werden. Im Gegenzug müssten die Kosten für Ausgleichszulagen aus dem Pensionssystem herausgelöst werden, heißt es in der Unterlage.

Schlechte Jobchancen und wenig Pension

Zu einer höheren Frauenpension würde der verlängerte Erwerbszeitraum nur dann führen, wenn tatsächlich gut bezahlte Vollzeitarbeitsplätze zur Verfügung stehen, meinte Ruprecht. Grünen-Frauensprecherin Judith Schwentner bezeichnete die Anhebung zum jetzigen Zeitpunkt als "kontraproduktiv" und ortete Handlungsbedarf bei "frauendiskriminierenden" Regelungen des Kündigungsschutzes in Kollektivverträgen und Betriebsvereinbarungen

Gegen eine Anhebung des Pensionsantrittsalters von Frauen sprach sich auch SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Mautz aus. Eine frühzeitige Erhöhung würde "völlig" an der Lebenswirklichkeit von älteren Frauen vorbeigehen, verwies Mautz etwa auf den Arbeitsmarkt. "Bevor das Frauenpensionsalter angehoben werden kann, muss vor allem auch die unbezahlte Arbeit in Österreich besser verteilt und die Chancengleichheit von Frauen und Männern erhöht werden", erklärte sie.

Laut Angaben von SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm sind zur Zeit 20.000 Frauen über 50 arbeitslos: "Das sind um 6,3 Prozent mehr als im Jahr 2010."

(Ag./Red.)

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