Wifo-Studie: Österreich liegt bei Forschung im Europa-Mittelfeld

Technologiestandort. Wirtschaftsforscher warnen vor Stillstand. Österreich solle „bestehende Stärken mit neuen Technologiefeldern kombinieren“.

Laut dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) liegt Österreich in der Forschung derzeit in Europa im Mittelfeld. Österreich sei zwar ein Erfolgsmodell, stehe aber an einer Weggabelung mit der Gefahr eines Stillstands, so das Fazit einer kürzlich präsentierten Wifo-Studie über Österreich als Technologiegeber – das sind Länder, die selbst entwickelte und produzierte Technologien exportieren.

Im Fokus des im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie erstellten Berichts stand eine Analyse des technologischen Profils der Exporte: Österreich tritt vor allem im Maschinen- und Fahrzeugbau, aber auch in der metallverarbeitenden und -erzeugenden Industrie als Technologiegeber auf. Als Schlüsseltechnologien gelten aber auch Umwelttechnologien und innovative Werkstoffe. Letztere seien ein Stärkefeld, das sich durch mehrere Wirtschaftszweige zieht und etwa auch Perspektiven für Chemie- oder Holzindustrie bietet. Das Wifo stuft die Entwicklungspotenziale in diesen Bereichen als gut ein. Bei der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten habe die Industrie aber etwa im letzten Jahrzehnt stark an Wettbewerbsfähigkeit verloren.

In der Krise investieren

Österreich ist demnach in der Forschung laut Wifo-Chef Karl Aiginger derzeit zwar gute Mittelklasse, aber von den führenden Ländern entfernt. Er verweist auf die F&E-Quote von aktuell 2,9 Prozent, mit der Österreich klar hinter den europäischen Spitzenreitern wie Finnland, Schweden und der Schweiz liegt und rät zu weiteren Investitionen in die Forschung: „Wer in der Krise nicht in Forschung investiert, kommt aus der Krise nicht heraus“, sagt Aiginger. Österreich sei in einigen Technologien Weltmarktführer und habe Potenzial für mehr.

Rund zwei Drittel der Fördermittel fließen laut Wifo-Studie bereits derzeit in Branchen, die als Technologiegeber identifiziert wurden. Das sei zwar relativ viel, aber es sei eine gute Entwicklung, wenn man „spezialisiert, aber nicht überspezialisiert“ sei, sagt Aiginger.

Es gelte nun, an bestehende Stärkefelder anzuknüpfen und darauf aufzubauen. Die bestehenden Stärkefelder sollten, wie es im Bericht heißt, „durch Kombination mit neuen Technologiefeldern gestärkt werden“. Das Wissen müsse vertieft, aber auch weiter ausdifferenziert werden. Die Studienautoren weisen auf den „engen Zusammenhang zwischen dem Spezialisierungsmuster und der Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Erzeugnisse auf den internationalen Märkten sowie den Entwicklungspotenzialen im Export“ hin. Besondere Bedeutung solle „der Entwicklungsvision Industrie 4.0“ zukommen, die Stärkebereiche der österreichischen Industrie verknüpft.

Offen für neue Ideen bleiben

Trotz des empfohlenen Fokus auf die Schlüsselkompetenzen lautet der abschließende Rat der Studienautoren, dass „technologische Experimente und Suchprozesse jenseits der Schwerpunkte eine wichtige Quelle neuer Ideen sind, und daher nicht vernachlässigt werden sollten.“ (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2014)

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