Schiffsbrand im Forschungsofen

Grosses Schiff auf der Elbe in Hamburg
Grosses Schiff auf der Elbe in Hamburg (c) www.bilderbox.com
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Feuer. Die Seenation Dänemark hat ein eigenes Forschungslabor, in dem die Feuersicherheit von Schiffsteilen getestet wird. Auch in Österreich gibt es Versuche zur Bewertung von Brandrisiko.

Die Flammen lodern, von außen peitschen die Wellen ans Schiff. Davonlaufen geht nicht, aber gibt es genug Rettungsboote? Die Vorstellung eines Schiffsbrands auf hoher See ist ein Albtraum. Wenn auf einem Schiff mitten auf dem Atlantik ein Feuer ausbricht, ist außerdem die nächste Feuerwehr meist sehr weit weg. Umso wichtiger ist es, das Feuer möglichst rasch zu erkennen und zu löschen. In der dänischen Forschungseinrichtung DBI südlich von Kopenhagen (siehe Lexikon) arbeiten Wissenschaftler an Lösungen für mehr Feuersicherheit auf Schiffen.

„Die Anforderungen auf dem Meer sind andere als an Land“, sagt Carsten Damgaard, der bei DBI für Forschung und Entwicklung verantwortlich ist. Hier brauche es noch innovativere Schutzsysteme als an Land. Feuerschutz beginnt dabei schon beim Material: Es dürfen nur möglichst brandbeständige Werkstoffe verwendet werden. Die meisten Schiffe werden daher auch heute noch aus Stahl gefertigt. Getestet werden Materialien am DBI in bis zu 4,5Meter hohen Öfen, das Labor ist das international größte im maritimen Bereich. Ganze Schiffskabinen und große Bauteile können unter kontrollierten Bedingungen hohen Temperaturen ausgesetzt werden.

Forscher beraten Polizei

Wie heiß es wird, wird gemeinsam mit dem Auftraggeber entschieden. Denn am DBI gibt es nicht nur Forschungsprojekte, es wird auch im Auftrag von Firmen geprüft und zertifiziert. Damit bietet das dänische Institut ähnliche Leistungen wie die österreichische Schwestereinrichtung: die Brandverhütungsstelle (BVS) für Oberösterreich, die mit dem Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung, der oberösterreichischen Blitzschutzgesellschaft und einem technischen Büro unter einem Dach agiert.

In beiden Ländern beraten die Forscher auch die Polizei: „Wenn es Verletzte oder gar Tote gibt, sehr hoher Schaden entsteht, bei großem öffentlichen Interesse oder wenn es für eine Brandursache keine Erklärung gibt, werden wir angerufen“, sagt Arthur Eisenbeiss. Der Physiker ist Geschäftsführer der österreichischen BVS-Gruppe.

Als einmal ein Aschenbecher Feuer fing, aber weit und breit keine Zündquelle in der Nähe war, fand man etwa heraus, dass die kugelförmigen Ornamente des Aschenbechers Licht gebündelt und so das Feuer ausgelöst hatten. Häufen sich Brandursachen, gehen die Forscher dem ebenfalls auf den Grund. In ihrer Statistik fällt auf, wenn dasselbe Ladegerät wiederholt für einen Brand verantwortlich ist. Die Untersuchungen der Wissenschaftler lieferten damit auch schon den Anlass für mehrere Rückrufaktionen.

Die Linzer haben einen sogar neun Meter hohen Prüfofen, um den Brandwiderstand überdimensionaler Bauteile zu testen. Die Forschungsthemen sind zwar andere. Dass alle wesentlichen Themen rund um den Brandschutz in einer Einrichtung gebündelt sind, das gebe es nur in Dänemark und in Österreich, so Eissenbeis bei einem Besuch in der dänischen Hauptstadt. Organisiert wurde dieser von der Austrian Cooperative Research (ACR), dem Österreichischen Dachverband für wirtschaftsnahe Forschungsinstitute. Dieser bietet Leistungen für Klein- und Mittelbetriebe (KMU), die meist selbst keine Forschungsabteilung haben. Das gibt es auch in Dänemark: Das DBI ist Mitglied der Advanced Technology Group (GTS).

Wassernebel als Löschmittel

Vor rund zehn Jahren haben die Einrichtungen bereits gemeinsam an einem Projekt gearbeitet: Damals ging es um die Einführung von Wassernebel als alternativem Löschmittel zum umweltschädlichen Halon. Nun könnte es eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geben. Der Grundsatz „Alarmieren– retten – löschen“ gilt jedenfalls auf dem Wasser und an Land.

LEXIKON

DBI ist die Kurzform für das Danish Institute of Fire and Security Technology, das dänische Forschungszentrum für Feuersicherheit. Seit etwa zehn Jahren befasst sich ein Teil der insgesamt 160Mitarbeiter an fünf Standorten zusätzlich mit Datensicherheit und dem Schutz von Gebäuden. Neben Forschung, Prüfung und Zertifizierung von Bauteilen und Beratung werden am DBI 2000 bis 3000 Personen im Jahr in Sicherheitsfragen geschult.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)

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