"Neue" Gelse könnte Erreger von Vögeln auf Menschen übertragen

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Eine Kreuzung zwischen zwei Hausgelsenformen saugt sowohl Blut von Vögeln als auch vom Menschen. Die Art wurde erstmals in Österreich nachgewiesen.

Eine Kreuzung zweier nordeuropäischer Hausgelsenformen haben Wiener Wissenschafter erstmals in Österreich nachgewiesen. Der Hybrid saugt im Gegensatz zu den beiden Formen, aus denen er entstanden ist, sowohl Blut von Vögeln als auch vom Menschen. Damit könnte er auch Krankheitserreger vom Vogel auf den Menschen übertragen, berichten die Forscher im Fachjournal "Parasites & Vectors".

In seiner Studie fing ein Team vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien insgesamt 1.500 Hausgelsen im Osten Österreichs ein. Mehr als 90 Prozent davon waren Individuen der nordeuropäischen "Gemeinen Stechmücke" (Culex pipiens). Diese Art kommt in verschiedenen Ökoformen vor, die sich äußerlich nicht voneinander unterscheiden, im Verhalten aber sehr wohl. Zwei dieser Ökoformen sind in Ostösterreich heimisch, Carina Zittra und ihr Team hat nun auch eine Mischform der beiden entdeckt. Identifizieren lassen sich die verschiedenen Formen und ihr Hybrid nur über das Erbgut.

Zwei recht unterschiedliche Arten

Die häufigste in der Studie identifizierte Ökoform war "Culex pipiens f. pipiens". Sie ernährt sich vorwiegend von Vogelblut, pflanzt sich in einem Hochzeitsschwarm fort, braucht vor der ersten Eiablage eine Blutmahlzeit als Proteinzufuhr und überwintert ruhend unter anderem in Kellern. Die zweite Ökoform "Culex pipiens f. molestus" bevorzugt dagegen das Blut von Säugetieren und Menschen. Sie pflanzt sich in Einzelpaarungen fort, braucht kein Blut für die Eiablage und kann etwa in Wohnungen auch im Winter zustechen.

"Die Mischform, die wir nachweisen konnten, ist eine natürliche Kreuzung dieser beiden Hausmückenformen", erklärte Zittra in einer Aussendung. Welche dieser unterschiedlichen Lebensweisen der Hybrid zeigt, bedürfe noch weiterer Studien. Die Forscher erwarten allerdings keine so eindeutige Blut-Präferenz wie bei den beiden herkömmlichen Hausgelsen-Formen.

Zugvögel bringen West-Nil-Virus 

Damit könnten die Hybride als sogenannte Brückenvektoren fungieren und Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus von Vögeln auf Menschen übertragen. Diese Erreger werden unter anderem durch Zugvögel nach Österreich gebracht.

Die Häufigkeit der Hybride sei allerdings aktuell sehr gering, von den 1.500 gesammelten Exemplaren waren rund fünf Prozent Kreuzungen. "Man darf das mögliche Vorkommen von Hybridformen bei zukünftigen Screenings jedoch nicht außer Acht lassen, vor allem weil sich die Hybride vermutlich fortpflanzen können", sagte Zittra.

Lichtquellen Stechmücke nicht an

Alle Formen der Hausgelse brauchen zur Eiablage eine stehende Wasserstelle, wie zum Beispiel Blumen- oder Regenwasser, das sich etwa im Garten gesammelt hat. Die Forscher empfehlen daher, regelmäßig diese Reservoirs auszuleeren oder zu vermeiden, um den Gelsen keine Brutmöglichkeit zu geben. Von UV-Lampen auf der Terrasse halten die Wissenschafter nichts: "Die Gemeine Stechmücke sucht sich ihre Opfer durch den Kohlendioxid-Ausstoß beim Atmen, Körperwärme und den Schweiß. Lichtquellen locken sie nicht an, sie stechen uns ja auch nachts. Deswegen nützen auch UV-Lampen wenig, außer, dass sie andere, nützliche Insekten anziehen", so Zittra.

(APA)

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