Feldexperiment entlarvt Unredlichkeit

Versicherte Personen erhalten teurere Rechnung.

Möglich, dass manche Kunden dies schon geahnt und in Kauf genommen haben, jetzt aber haben Wissenschaftler eine Art Beweis erbracht: Erwähnt ein Kunde, dass eine Reparatur von einer Versicherung bezahlt wird, dann wird von den Betrieben bzw. den Verkäufern auch ein höherer Betrag in Rechnung gestellt. In Computergeschäften beträgt der Aufschlag im Durchschnitt gleich 80 Prozent.

Rudolf Kerschbamer und seine Mitarbeiter vom Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte der Uni Innsbruck haben den Umgang mit sogenannten Vertrauensgütern unter die Lupe genommen. Wie sie im Fachjournal „Pnas“ schrieben, gaben sie ein Gerät mit der Aussage „Ich brauche eine Rechnung über die Reparatur, weil ich eine Versicherung habe, die die Kosten übernimmt“ ab. Der zweite Teil dieses Satzes führte zu der überteuerten Rechnungslegung. Beispiele seien Fahrten mit einem Taxi in einer fremden Stadt, eine Autoreparatur, eine ärztliche Behandlung oder die Reparatur eines Computers.

Fehlendes Fachwissen

Vor allem in der Computerbranche wurden die Wissenschaftler fündig. Die Menschen sind auf ihre Computer angewiesen, sie verfügen aber meist nicht über das erforderliche Fachwissen, um die richtige Fehlerdiagnose zu stellen. Sie können auch nicht beurteilen, ob die ausgeführten Arbeiten, die neu eingebauten Ersatzteile oder die verrechnete Arbeitszeit wirklich notwendig waren. Im Feldversuch wurden idente Computer mit den jeweils gleichen Fehlern in 61Computerbetriebe gebracht. In der Hälfte der Fälle fügte der Kunde an, dass eine Versicherung die Rechnung bezahlen werde. „Die Anbieter gehen dann davon aus, dass der Kunde keinen Anreiz hat, die Kosten zu kontrollieren“, sagt Kerschbamer. (APA/ewi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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