Der stille Tod in der nördlichen Adria

(c) Clemens Fabry
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Der Einfluss des Menschen hat das Ende vieler Lebensgemeinschaften unter Wasser besiegelt. Zahlreiche Arten sind ausgestorben. Es sei „fünf nach zwölf“, warnen Forscher – und plädieren dafür, der Natur eine Chance zu geben.

Karten des Meeresbodens der nördlichen Adria vom Beginn des 20. Jahrhunderts belegen dessen Artenreichtum. Austern, Archen- und Miesmuscheln, aber auch verschiedene Krebse tummelten sich auf dem Grund des Meeres. „Sie zeigen ein Ökosystem, das es heute nicht mehr gibt“, sagt Martin Zuschin vom Institut für Paläontologie der Uni Wien. Denn wo einst der sogenannte Arcaboden eine feste Basis für die Tiere bildete, hat sich heute ein Schlammboden ausgebreitet. In diesem hält sich nur auf, wer mit wenig Sauerstoff auskommt.

Corbula gibba, die Kleine Körbchenmuschel, ist eine solche Überlebenskünstlerin. Das Weichtier mit den hellen, ungleich großen Klappen übersteht Sauerstoffkrisen mehrere Wochen lang. „Die Muschel verschließt sich und stellt ihren Stoffwechsel völlig um. Das sauerstoffarme Wasser bleibt draußen“, erklärt Zuschin. Während alle anderen Tiere im Kampf gegen das Ersticken an die Oberfläche kommen, bleibt sie im Sediment und überdauert dort den Ausnahmezustand. Die nicht essbare Muschel mit einem Durchmesser von einem Zentimeter ist heute das dominierende Tier der nordadriatischen Meeresböden. Die bunten Fischschwärme fehlen hingegen völlig. Die Forscher wissen aus Untersuchungen, dass das in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden anders war. Seine Forschung zeige, dass es „fünf nach zwölf“ sei, so Zuschin. Er untersuchte vier Jahre lang in einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt die Historie des Ökosystems der Nordadria.

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