Wort der Woche

Maria Theresia

Was man von 250 Jahre alten Medaillen lernen kann: Kaiserin Maria Theresia bewies in unglaublich vielen Bereichen – vom Bergbau bis zur Tierheilkunde – immensen Weitblick.

Ach, das muss eine Plackerei gewesen sein: tausend und mehr Meter unter der Erdoberfläche, schlechter Luft und Wassereinbrüchen ausgesetzt, holten Bergleute mit Hammer und Meißel Gold und Silbererz aus dem Untergrund. Auch wenn zur Zeit Maria Theresias bereits Schwarzpulver die Arbeit erleichterte, blieben genügend Tätigkeiten, die schwere Handarbeit erforderten. Zeugnis von dieser Arbeit geben Medaillen, die in der eben eröffneten Ausstellung „Zuhanden Ihrer Majestät“ im Kunsthistorischen Museum Wien gezeigt werden. Das Münzkabinett hat Hunderte Medaillen zusammengetragen, die – in staunenswertem Detailreichtum – wichtige Ereignisse und Themen aus dem Leben Maria Theresias dokumentieren.

Medaillen waren seinerzeit, so ist in der Schau zu erfahren, ein echtes Massenmedium, mit dem z. B. das Antlitz der Herrscher in aller Welt bekannt gemacht wurde. Medaillen wurden gezielt vom Hof verliehen, etwa an befreundete Würdenträger, an verdiente Untertanen – oder auch an besonders erfolgreiche Studenten. Zum Beispiel an jene der Bergakademie Schemnitz, der damals wichtigsten Montanlehranstalt der Monarchie.

Dem Herrscherpaar Maria Theresia und Franz Stephan war die Metallgewinnung ein besonderes Anliegen – Münzmetalle sorgten immerhin für zehn bis 50 Prozent der Staatseinnahmen. Der Kaiser besuchte mehrmals die reichen Edelmetalllagerstätten in Schemnitz (heute: Banská Štiavnica; Slowakei) und investierte in eine umfassende Modernisierung. Die Königin ihrerseits sorgte für hoch qualifizierte Arbeitskräfte: Sie reformierte nicht nur das Grund- und Hochschulwesen, sondern gründete und förderte auch „nützliche Ausbildungsstätten“ – laut Historiker Karl Vocelka vergleichbar mit heutigen Fachhochschulen – wie etwa die „Bildungsschule für pferdeärztliche Routiniers und Beschlagschmiede“ und die Kupferstecherakademie in Wien oder die „Praktische Lehrschule“ für Bergbau in Schemnitz (fast gleichzeitig wie die weltberühmte Bergakademie im sächsischen Freiberg).

Die vor 300 Jahren geborene Herrscherin zeigte damit immensen Weitblick: Die beiden erstgenannten Einrichtungen sind Wurzeln heutiger Universitäten – der Veterinärmedizinischen Uni und der Akademie der Bildenden Künste. Letztere wurde zwar 1919 eingestellt – die Bergakademie lieferte aber das Vorbild für die Begründung der Montanuniversität Leoben durch Maria Theresias Enkel Erzherzog Johann.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“

meinung@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.