Jeden ersten Dienstag kommt das Geld

Irgendwo muss das Geld ja herkommen
Irgendwo muss das Geld ja herkommenAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Die Finanzierung der Staatsschulden erfolgt über die Bundesfinanzierungsagentur. Sie verkauft heimische Staatsanleihen an Österreichs Gläubiger. Das sind vor allem Banken und Fonds. Der Großteil davon sitzt im Ausland.

Am 3. März war es das letzte Mal so weit. Am 7. April und danach am 5. Mai wird es wieder so weit sein. Der erste Dienstag im Monat. Und dieser bedeutet frisches Geld für den Finanzminister.

»Wer sind unsere Gläubiger?«

Denn der erste (und manchmal der zweite) Dienstag im Monat ist Österreichs Auktionstag. Dieser Tag ist der Republik im EU-weiten Auktionskalender zugewiesen, um neue Staatsanleihen zu begeben. „Damit möchte man verhindern, dass viele Auktionen am selben Tag stattfinden“, sagt Martha Oberndorfer, Chefin der Bundesfinanzierungsagentur Öbfa und somit verantwortlich für die Organisation der heimischen Staatsverschuldung. Denn zu viel Angebot an neuen Staatsanleihen wäre schlecht für den Markt. Zumindest wäre es das für die Staaten, die höhere Renditen zahlen müssten, würden sie sich gegenseitig Konkurrenz machen.

Am ersten Dienstag im Monat ist also Österreich dran. Um elf Uhr vormittags in der Regel. Zu diesem Zeitpunkt werden die neuen Staatsanleihen verkauft. Die Auktion verläuft elektronisch und ist nach ein paar Minuten auch schon wieder vorbei. Dann haben die Säckelwarte der Republik ein paar – geliehene – Milliarden mehr in der Tasche. „Bei Auktionen geht es in der Regel um Volumen von einer bis zwei Milliarden“, sagt Oberndorfer. Manchmal werden aber auch mehrere Anleihen parallel auktioniert, und dann kann es auch deutlich mehr werden. „An Spitzentagen kann sein, dass wir bis zu 13 Milliarden Euro disponieren.“

Viele Tranchen

Verkauft werden bei den Auktionen neue Exemplare von „alten“ Anleihen. Also Papieren, deren Erstemission bereits erfolgt ist. So wurde im Februar etwa ein Bond verkauft, der erstmals im Jahr 2013 begeben wurde. Grund dafür ist das Volumen. Eine Anleihe wird so lange verkauft, bis das Gesamtvolumen von rund zehn bis 14 Milliarden Euro erreicht ist. Auf einen Schlag könnte das aber nicht verkauft werden. Daher erfolgt es in vielen kleinen Tranchen. Zudem hat die Öbfa auch Bonds mit unterschiedlichsten Laufzeiten im Portfolio. So kann auf den Bedarf des Marktes und auf die eigene Streuung Rücksicht genommen werden.

Wirklich neue Anleihen werden nur im Rahmen von sogenannten Syndizierungen begeben. Diese erfolgen mindestens einmal im Jahr für die zehnjährige Anleihe, die als Benchmark für die Renditen gilt. In Summe entfällt rund ein Drittel des Gesamtvolumens auf Syndizierungen. Diese sind wesentlich aufwendiger, da eben ein Bankensyndikat organisiert werden muss, das die Erstemission begleitet. Sie sind auch vom Volumen mit bis zu fünf Milliarden größer.

Sie haben aber einen großen Vorteil: Bei Syndizierungen kann man auch steuern, wer die Papiere erhalten soll.

Denn die Frage, wer eigentlich Österreichs Gläubiger sind, ist auch für die Öbfa nur annäherungsweise zu beantworten. Staatsanleihen sind Inhaberpapiere, jeder kann sie weiterverkaufen, ohne dass der Emittent darüber Bescheid weiß. Und bei Auktionen gibt es gar keinen Kontakt mit den endgültigen Besitzern, sondern nur mit den sogenannten Primärhändlern – 22 Banken, die bei der Auktion mitbieten dürfen.

Anders sieht das eben bei den Syndizierungen aus. Hier kann die Öbfa bereits über die Zusammenstellung des Syndikats bestimmen, wie die Käufer aussehen. So gibt es Banken, die in den USA stärker sind – andere in Europa. Aber auch die direkte Zuteilung kann bestimmt werden. „Ich kann etwa sagen, ob eine Versicherung etwas mehr erhält, oder das weniger nach Asien und dafür mehr nach Amerika geht“, sagt Oberndorfer. Eine möglichst diversifizierte Investorenbasis sei nämlich eines der Ziele der Bundesfinanzierer.

Aus den Zahlen der Syndizierungen kann auch angenähert werden, wer nun die Gläubiger des Landes sind. Mit 75 Prozent stammt der Großteil davon aus dem Ausland – vor allem jedoch aus dem Rest Europas. Das war nicht immer so. „Vor der Euro-Einführung hatten wir 70 Prozent aus Österreich und 30 Prozent aus dem Ausland.“ Nun sei die Eurozone jedoch der Heimmarkt.

Die meisten Käufer sind Banken, Fonds und Versicherungen (siehe Grafik). Andere Staaten – in Form von ausländischen Notenbanken – sind mit 13 Prozent nur zu einem relativ geringen Teil Gläubiger Österreichs. Meist geht es dabei um Währungsreserven, die in Euro angelegt werden. „Auch südamerikanische oder asiatische Notenbanken kaufen unsere Papiere gerne.“

Den kleinsten Anteil haben Private. Sie kaufen weniger als drei Prozent der Staatsanleihen. Kein Wunder. Sind sie doch ohnehin für die Staatsfinanzierung per Steuern zuständig.

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